Das wird heute eine kurze aber dafür um so knackigere Geschichte. Wir, das sind mein Liebster und ich, gehen oft und gern ins Kino. Und fast jedes Mal beobachten wir, dass sich Menschen - und zwar aller Altersklassen und Gesellschaftsschichten - auf die teureren Logenplätze setzen obwohl sie offensichtlich nur die günstigen Parkettickets gekauft haben. Es scheint sich mittlerweile um einen allseits beliebten und tolerierten Gesellschaftssport zu halten, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Aber darum soll es hier nicht gehen. Allerdings endet dieser Sport oft damit, dass die rechtmäßigen Platzinhaber erscheinen und die anderen einen anderen Platz suchen müssen, mitunter sogar mehr als einmal.
Wir können manchmal sogar schon voraussagen, wer da wieder mogelt und haben dann das "Vergnügen", Diskussionen über die die richtige Platz- oder Reihennummer zu erleben, zuweilen recht geräuschvoll. Mein Liebster guckt dann sehr zufrieden darüber, dass die Mogler ertappt wurden.
Gestern Abend war es wieder soweit. Ein junges Paar schiebt sich in die Reihe, in der wir sitzen, hält kurz bei den freien Plätzen neben uns an und sie sagt: "Hier oder da hinten?" Er: "Da hinten." Sie: "Und wenn jemand kommt?" Wir können nicht mehr hören, was er antwortet, und dann sagt mein Liebster: "Dann passiert dasselbe wir immer, Ihr müsst Euch einen anderen Platz suchen." Und zu mir gewandt: "Wenn die gleich hierher kommen wollen, nehme ich meine Sachen da nicht weg, ich sage ihnen, sie sollen sich eine andere Karte kaufen."
Die Werbung beginnt und kurz darauf entsteht am Ende der Reihe einige Unruhe. Es kommt, wie es kommen muss, das junge Paar sitzt auf den falschen Plätzen und nähert sich den beiden freien neben uns. Sie bittet meinen Liebsten, doch den Platz frei zu machen, da geschieht es. Im Brustton der Überzeugung des Gerechten und im Bühnenflüsterton: "Das kommt gar nicht in Frage, entweder sie setzen sich irgendwo anders hin oder sie kaufen sich eine Karte, und diese Plätze haben sowieso Freunde von uns gekauft." Sie antwortet: "Aber das sind doch unsere Plätze, wir haben doch 9 und 10, bitte hier schauen Sie." Mein Liebster: "Das kann gar nicht sein, dann wären Sie ja unsere Freunde!" Ich kann ihn da nicht so hängen lassen: "Ja, und wo sitzt denn jetzt Karin, wenn sie kommt?" Völlig dämlich. Aber sie haben wirklich die richtigen Karten. In den Reihen hinter uns gibt es Geraune und leises Gelächter. Und auf die Frage meines Liebsten, warum sie denn erst ans Ende der Reihe gegangen seien, gibt sie ihm auch noch eine Erklärung: es sei ihr in der Mitte zu eng gewesen. Dann greift endlich ihr Begleiter ein: "Hör jetzt auf zu diskutieren!!"
Mittlerweile kann ich mich vor Lachen kaum noch halten und schließlich lässt sich mein Liebster auch anstecken und wir kichern eine Weile vor uns hin. Allerdings ziehe ich ihn am Ende des Films noch während des Nachspanns aus dem Saal.
Montag, 31. Oktober 2011
Dienstag, 5. Juli 2011
Sommer "vorm" Balkon
Mittlerweile blüht alles und die Natur leuchtet. Und mit ein wenig Geduld - und der richtigen Kameraeinstellung - bekommt man auch von den umherschwirrenden Gesellen ein paar schöne Fotos. So sieht es heute auf unserem Balkon aus.
Sie sammeln eifrig den Honig |
Gut festhalten, sonst fällt man mit seinen vollen Säckchen hinunter |
Da kann man lange schwelgen |
Dienstag, 7. Juni 2011
Sonntagsspaziergang
Heute gbt es nur ein paar Fotos, von der Umgebung, den heimischen Everglades und der Blesshuhnfamilie.
Das sind die Everglades von Mehrow |
Das alles befindet sich direkt hinter unserem Haus und das ist unser "Sommer vorm Balkon".
Niedliche kleine Blesshuhnküken |
Fast schon verblüht aber immer noch prächtig |
Spitzweg im Mohnfeld? |
Auch das Mohnfeld liegt ganz nah, nur durch's Dorf, gleich hinter der Kirche. Die Straße führt nach Berlin.
Montag, 30. Mai 2011
Es gibt nette und nicht so nette Menschen
...oder: man kann gar nicht so dumm denken, wie einem mancher kommen will.
Aber der Reihe nach und schön langsam. Ich bin heute Nachmittag in meinem Auto auf dem Weg nach Hause und auf diesem, wenn ich aus "dem Westen" komme, muss ich eine ziemlich prekäre Rechtsabbiegung nehmen. Die Ampel schaltet erst auf den grünen Pfeil, dann wieder rot und dann ganz normal grün, auch für Rechtsabbieger. Da muss man höllisch aufpassen, weil ganz plötzlich 37 Radfahrer aus dem Nichts auftauchen können, die geradeaus fahren wollen und auch schon mal unsanft ein Auto anstupsen, mit der Hand, versteht sich. Wo sonst könnte man seine Aggressionen besser ablassen? Zudem muss der Autofahrer auf die Fußgänger achten, die ja ebenfalls grün haben. Und wenn man schon auf halbem Wege ist und noch wartet, bis auch der letzte Radfahrer vorbeigeflitzt ist, darf man zwar noch abbiegen, die Fußgänger haben aber schon rot und sollten eigentlich stehen bleiben.
Sollten sie, tun sie aber nicht immer, und so schleicht frau in kleinem roten Auto langsam an den Zebrastreifen heran, um nach Ewigkeiten den Weg ins heimatliche Dorf fortsetzen zu können. So auch heute, vor mir bzw. vor meinem Auto überquert ein junger Mann die Straße bei rot und guckt mich an und grinst. Und er geht schöööön langsam. Ich mache eine Handbewegung zu der Ampel hin und formuliere lautlos: "ROT". Da springt er plötzlich auf mich zu - der geneigte Leser sollte wissen, er ist ca 1,60 groß und spindeldürr und dieser Sprung sieht aus wie der Kasper aus der Kiste - stützt sich mit beiden Armen auf die Kühlerhaube und brüllt irgendetwas. Ich bremse heftig, das Auto macht aber noch einen kleinen Ruck. Da schreit er weiter und lässt sich vor dem Auto auf die Straße fallen und brüllt: "Mein Fuuuuß, mein Fuuuuß!" Ich setze ganz vorsichtig ein Stück zurück, hinter mir steht ein weiteres Auto, und der Mensch schreit: "Du bist über meinen Fuß gefahren, Du bleibst jetzt hier, ich hole die Polizei!" Und springt dabei auf einem Bein wie Rumpelstilzchen, als es "der Königin ihr Kind" holen wollte. Ich bin erst mal schockiert, bin mir aber gleichzeitig sicher, dass ich ihm nicht über den Fuß gefahren bin, er stand nicht so, dass es möglich gewesen wäre und außerdem hätte ich das gemerkt, mein kleiner Rudolf schickt mir ja schon einen Huckel, wenn es nur eine Stecknadel ist.
Nun steige ich aus und der Bursche brüllt und zetert immer weiter: "Bleib gefälligst hier, du rührst dich nicht vom Fleck, ich hole die Bullen!" Und währenddessen tippt er irgendetwas in sein Handy, vermutlich mein Kennzeichen. Ich sage, ich wolle doch nur an den Rand fahren, damit wir den Verkehr nicht so aufhalten und er macht schließlich Platz, immer noch schreiend und "Ich bin bei grün gegangen!" Da reicht es mir dann. Ich sage erstmal, dass er schon längst rot gehabt hat und ich ihn nicht berührt habe sondern er meinen Wagen. Er: "Guck mal, hier mein Fuß, und ich habe so dünne Schuhe an!" Beginnt, sich den Schuh auszuziehen.
Mittlerweile hat sich eine ältere Dame zu uns gesellt, die irgendetwas zu mir sagt, was ich aber nicht verstehe, weil der Verrückte so herumkrakeelt. Auf der Straße hält ein Taxi, dessen Fahrer mich zu sich winkt. Ich beuge mich in sein Fenster und er reicht mir einen Quittungszettel mit Stempel und Telefonnummer und sagt: "Ich bin dein Zeuge, ich habe alles gesehen, er ist bei rot gegangen." Rumpelstilzchen redet inzwischen auf die Dame ein: "Sie haben das doch auch gesehen, wie sie mir über den Fuß gefahren ist!" Die sagt, nein, habe sie nicht und außerdem sei er bei rot gegangen. Ich bitte ihn, sich zu beruhigen und sage auch noch mal, dass nichts passiert sei und er bei rot gegangen sei. Er hat sich inzwischen seines Strumpfes auch noch entledigt und hält uns seinen bloßen Fuß, an dem NICHTS zu sehen ist, hin: "Hier bitte, er ist schon ganz blau!" Ich wiederhole: Es ist NICHTS zu sehen!!!
Und urplötzlich zieht er sich alles wieder an, hampelt noch ein bisschen rum und verschwindet mit den Worten: "Und Sie sollten in Zukunft besser aufpassen!" Die Dame sagt, sie hätte gern gewartet und für mich ausgesagt, aber das sei ja nun nicht mehr nötig. Ich bleibe für ein paar Minuten völlig regungslos im Auto sitzen, bevor ich weiterfahren kann, ich muss ein paar Mal tief durchatmen und kann mich beruhigen. Kopfschüttelnd und immer vor mich hinmurmelnd fahre ich heimwärts.
So, nun überlege ich, was das ganze sollte. Ich bin ziemlich verwirrt. Wollte Rumpelstilzchen mich reinlegen und die Versicherung abkassieren? Strafe und Schmerzensgeld? Oder hat er gehofft, ich steige aus meinem Auto und lasse es offen, damit er oder ein Komplize meine Handtasche klauen kann? Und wozu hat er sich mein Kennzeichen - wenn es das denn war - notiert? Jedenfalls ist er fix verduftet, als er merkte, dass er das Spiel nicht gewinnen konnte. Und mir tut nur leid, dass ich ihn nicht fotografiert oder gefilmt habe, wie er da rumhüpfte und immerzu zeterte. Das hätte ein lustiges Video gegeben.
Dienstag, 17. Mai 2011
Dublin, 18. - 21.04. - Tag 1
Mit einer halben Stunde Verspätung geht die Maschine der Air Lingus endlich hoch und Susi und ich genießen den 2stündigen (nun gut: 2 Stunden, 15 Minuten!) Flug nach Dublin. Der Dubliner Flughafen ist hell, freundlich, sehr modern und wir haben Glück, nur ein kurzer Weg zum Aircoach, dem Flughafenbus, der uns ohne Umwege in 20 Minuten zur Haltestelle unweit unseres Hotels bringt. Das Cassidys liegt an der Upper O'Connell Street, DER Prachtstraße Dublins:
Susi vor dem Eingang |
Und es sind nur 10 bis maximal 25 Minuten zu Fuß zu allen Sehenswürdigkeiten, die frau auf ihrem Trip nicht verpassen darf. Es wird später noch die Rede davon sein. Zunächst einmal checken wir ein und das sieht dann so aus:
Nach spätestens 10 Sekunden Anwesenheit sind alle "Duftmarken" gesetzt und das Zimmer ist in Besitz genommen |
Susi sucht noch nach etwas, was sie noch auf's Bett legen kann |
Nachdem wir alle Habseligkeiten verteilt und sämtliche Schubladen und Schrankfächer bedacht haben, geben wir denn doch unseren knurrenden Mägen nach und machen uns auf die Suche nach etwas Essbarem.
Schon die ersten Schritte auf die Upper O'Connell Street überwältigen uns - Autos, Busse, Menschen, alles bewegt und schiebt sich durch die Straße und veranstaltet einen Höllenlärm. Das Wetter ist wie für uns gemacht, die Sonne scheint, es sind ungefähr 15° C und wir marschieren los.
Die Straße runter Richtung Fluß, die Liffey durchquert Dublin von Ost nach West , die beiden Nord- und Südhälften der Stadt werden durch unzählige Brücken verbunden. Und dieses Licht! Es erinnert an Florenz, wie ein silbriger Schleier liegt es über dem Fluß.
Blick auf die berühmte Ha'penny-Bridge |
Südlich der Liffey liegt das Temple Bar, ein Viertel voller malerischer Häuser, Pubs, kleiner Läden und Restaurants. Und es ist LAUT, aus jedem Geschäft, aus jedem Pub ist Musik zu hören und man meint, die "Dubliners" stehen gleich um die nächste Ecke. Irische Musik oder das, was die Touristen davon zu hören bekommen, gefällt mir, sie ist voller Rhythmus und Lebensfreude. Das Temple Bar ist auch und vor allem bunt:
Wir haben Glück mit der Jahreszeit und mit dem Wetter, es ist immer so um 15 - 17° C, sonnig und der Zeitpunkt - 3 Tage vor Ostern - ist ideal, die Straßen sind belebt aber nicht überlaufen. So, nun aber was gegessen! Nachdem wir festgestellt haben, dass die Preise sich nicht großartig unterscheiden - billig ist es nicht gerade - finden wir ein Restaurant, das auch Bier ausschenkt. Hier, wie in England und in Amerika, wartet man am Eingang "to be seated", also darauf, dass ein freundlicher Mensch einem den Tisch zuweist. Allerdings werden Wünsche auch gerne berücksichtigt. Und was ist und trinkt man in Dublin? Fish 'n' Chips und Guinness natürlich. Wobei ich das Guinness gerne Susi überlasse, mir ist es zu bitter. Leider ist es hier nicht anders als in anderen touristischen Regionen der Welt auch, sei es am Alexanderplatz in Berlin oder auf dem Markusplatz in Venedig, die Qualität des Essens hält nicht, was die Preise versprechen. Aber so ist es nun mal, und wir haben zumindest eine nette Umgebung und für die nächsten Tage werden wir einfach was anderes suchen.
Pubs an jeder Ecke |
Brauthüte und anderes Schmückendes mit Federn |
Telefonat mit Ralph: "Wish you were here." |
Was immer das Herz begehrt, in diesem Laden bekommt man es. |
Fast an jedem Haus hängen diese hübschen überbordenden Blumenkörbe |
Irgendwie haben die meinen Namen nicht richtig geschrieben... |
Frisch gestärkt wandern wir also weiter, nehmen die nächste Ecke rechts, dann links und immer so weiter. Verlaufen kann man sich hier nicht, die Entfernungen sind nicht groß und außerdem haben wir einen Stadtplan. Außerhalb des touristischen Zentrums mit seinen Fußgängerzonen - davon gibt es übrigens sehr viele in Dublin - ist ordentlich Verkehr, mir fällt auf, dass der öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut sein muss, es gibt eine schicke und offenbar sehr moderne Tram und Busse, Busse, Busse auf Busspuren.
Vorbei an der Bank of Ireland, der Ulster-Bank und einigen anderen höchst eindrucksvollen offenbar hochoffiziellen Gebäuden stehen wir plötzlich an einer sehr belebten Kreuzung. Belebt heißt Hunderte von Fußgängern, ein Gewirr von Autos, Fahrrädern und Bussen. Mindestens 7 Ampeln, von denen man sehr sorgfältig die aussuchen muss, die an das gewünschte Ziel führen. Im Übrigen sind Fußgängerampeln hier anscheinend nur gut gemeinte Empfehlungen, denen man folgen kann oder auch nicht. Kein Mensch bleibt hier bei Rot stehen, sobald sich eine Lücke im schnell fließenden Verkehr auftut, rast alles über die Straße. Und man muss tatsächlich sehr schnell sein, hier wird nämlich statt gebremst nur gehupt und das mit Nachdruck. Auch wir schaffen es ohne nennenswerte Blessuren und stehen vor einem hohen schmiedeeisernen Zaun, das offene Tor gibt den Blick frei auf einen ziemlich großen Innenhof und weil wir neugierig sind, gehen wir hinein. Und, was soll ich Euch sagen, wir sind sozusagen blind in das berühmteste College in Irland gestolpert, das Trinity College. Welch eine Architektur!
Trinity College - Blick von innen auf den Haupteingang |
Wohnungen für Studenten, Lehrkräfte oder Büros? Wissen wir nicht, ist aber schön. |
Einer von zwei riesigen Ahornbäumen im Hof |
Leider hat die berühmte Bibliothek schon geschlossen aber wir wandern über den Campus und der ist ziemlich groß. Es gibt einen alten und einen neuen Teil, letzterer mit modernen Gebäuden, die einen großen Rasenplatz umgeben, ein Spielfeld für Fußball oder Cricket oder was auch immer. Die alten Gebäude dienten, bevor die Studenten hier Einzug hielten, als Augustinerkloster und einer meiner Lieblingssänger hat auch hier studiert: Chris de Burgh.
Die runden Ornamente im unteren Teil enthalten Bilder, die zwar etwas verwittert aber noch zu erkennen sind. |
Flusslandschaft oder so? |
Alles atmet Lernen, Wissen und Lehren. Die grauen Mauern wirken ein wenig düster, sehr erhaben und fast ein wenig abweisend. Aber vielleicht liegt das auch an dem Licht. Mittlerweile ist es nämlich Abend geworden, der Himmel hat sich bedeckt und wir sind fußmüde. Also machen wir uns auf den Rückweg ins Hotel - ungefähr 20 Minuten zu laufen oder besser zu gehen. Über den Fluß und die Upper O'Connell hoch. Breite Bürgersteige, links die alte Post, rechts das Savoytheater und Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte.
Die Stimmung ist gut obwohl wir ganz schön fertig sind. Zum Abendessen haben wir beide keine Lust aber für die Bar unten reicht es noch. "Ladies, was darf ich Ihnen bringen?" "Zwei Bushmills, bitte, straight." Bushmills ist ein großartiger irischer Whiskey und "straight" heißt wir trinken ihn ohne Eis und ohne Wasser. Seltsamerweise propagieren auch die Destillerien Whiskey mit Saft, Mineralwasser, Kirschsirup oder Sprite. Wollen wir alles nicht, keine Verfälschungen. Und bitte, hier wird der Whiskey mit "e" geschrieben! Wir bekommen mindestens 4 cl und stoßen erst mal auf unser irisches Abenteuer an.
Und danach fallen wir ins Bett, ein guter Nachtschlaf hat schon so manches wieder in Ordnung gebracht. Gute Nacht!
Samstag, 14. Mai 2011
Dublin, 18. - 21.04. - Tag 3
So, heute probieren wir mal ein anderes Frühstück aus - der Guide nennt das Bewley's Cafe in der Grafton Street. Nach ca. 20 Minuten Morgenspaziergang sind wir da, ein wunderschönes, ziemlich großes, altes bzw.
alteingesessenes Cafe, jugendstilmäßig eingerichtet, mit Palmen in großen Kübeln und sehr freundlichen Kellnerinnen. 2 x Full Irish breakfast mit Kaffee und heißer Milch. Kleine Würstchen, Speck, pochierte Eier, Toast, der unvemeidliche "black pudding", Saft, wir schwelgen und lassen uns viiieel Zeit.
Bewley's Cafe, nicht nur für Touristen |
Wir brauchen eine gute Grundlage, schließlich stehen heute eine zweite Shoppingrunde und ein Besuch von Jameson's Distillery an. Dass irischer Whiskey es in sich hat, haben wir ja schon zu schmecken bekommen aber wir wollen auch schon ein bisschen Fachwissen erwerben und dabei einen ordentlichen Schluck verkosten. Vorher geht es aber mal über die Grafton Street - übrigens auch wieder eine Fußgängerzone und ein Shoppingparadies: Mode, Schuhe, Handtaschen, Brillen, schicke Dessous, dazwischen mal ein Pub oder ein kleines Cafe.
Und natürlich am Anfang der Grafton Street das Denkmal der wohl berühmtesten Dublinerin: Molly Malone. Wer kennt nicht ihre traurige Ballade: "In Dublin's fair city..." Und hier kannst Du sie hören:
Experten streiten darüber, ob die Fischerstochter tatsächlich gelebt hat, jedenfalls ist ihre Statue mit dem Wagen, auf dem sie Muscheln verkauft hat, ein begehrtes Objekt für Fotos.
Am Ende der Grafton Street ist St.Stephen's Green, ein kleiner ruhiger Park, der zum Ausruhen einlädt - nachdem wir die Mall unsicher gemacht haben. Wir durchstöbern erst mal die Läden, ich probiere voller Begeisterung die irischen Stricksachen an, stelle aber zu meinem Leidwesen fest, dass die wunderschönen Jacken mir zu kurz sind und es eher merkwürdig aussieht. Lassen wir das also. Am Ende finden wir ein Geschäft mit Handtaschen - SALE - das können wir uns nicht entgehen lassen. Zumal Susi dringend eine neue Handtasche "braucht", wer könnte das besser verstehen als ich? Also, mal dieses, mal jenes schöne Stück begutachtet und schließlich rufen wir gleichzeitig: "Wie findest Du denn die hier?" Wir drehen uns zueinander, schauen uns an und lachen laut los, wir haben beide dasselbe Modell in der Hand, Susi in schwarz und ich in braun. Die schwarze wird natürlich gekauft.
Susi vor dem Handtaschenkauf |
Da weiß man, was die Stunde geschlagen hat. |
Und nach dem Einkauf... |
Dann müssen wir dringend unseren Rückflug bestätigen und schon mal online einchecken. In der Mall gibt es ein paar öffentliche Internetplätze und Susi erledigt das mal eben. Dann geht es in den Park,Vielläufer und Vielkäufer machen dort Mittagspause. Um diese Jahreszeit ist alles schon grün und blüht voller Pracht - Irland ist in der Jahreszeit dem Kontinent um mindestens 14 Tage voraus und das tut den Augen einfach gut.
Das ist Ruhe und Erholung |
So, das Vormittagsprogramm ist erledigt, wir setzen uns eine Weile in den Park und bekommen Hunger. Auf dem Weg ins Hotel zurück kreuzen wir eine kleine Einkaufsstraße mit Fußgängerzone und wir wollen bloß noch mal gucken, ob wir nicht etwas Wesentliches verpassen und auf Dauer ob entgangener Einkaufsmöglichkeiten unglücklich werden. Da stoßen wir auf ein Pub, das recht gemütlich aussieht, also nichts wie rein. Und richtig gedacht, das Madigan ist kein Touristenpub, hier verkehrt "der Dubliner an sich". Es ist laut und gut besucht, und den Unterhaltungsfetzen nach scheint der größte Teil der Gäste Stammgäste zu sein. Guiness und Ale werden in großen Gläsern und Windeseile über den Tresen geschoben. Es gibt eine kleine Karte, die wir gutbürgerlich nennen würden: Sandwiches, Baguettebrötchen, kleine Salate und "Bangers and Mash", so eine Art Nationalgericht. Bei letzterem handelt es sich einfach um Würstchen mit Kartoffelpüree - ich kann mehr dazu nicht sagen, ich hab es nicht probiert, es scheint mir eine Idee zu nahrhaft zu sein.
Die Bar im Madigan |
Kinder, wie die Zeit vergeht! |
Gut gestärkt mit einem leckeren Sandwich und einem Pint laden wir unsere Einkäufe im Hotel ab und starten zum letzen Programmpunkt des Tages: die Besichtigung von Jameson Distillery. Und egal, was ich hier schreiben könnte, die Tatsachen erfahrt Ihr hier: http://www.jamesonwhiskey.com/Our-Whiskeys/Jameson-Irish-Whiskey.aspx
Auch den Weg dorthin legen wir zu Fuß zurück, dieses Mal geht es durch etwas unbelebtere Straßen, vorbei am Großmarkt, der jetzt, spätnachmittags ziemlich verlassen daliegt. Wir sind nicht mehr im Zentrum und kommen an kleinen Häuserreihen vorbei, offenbar typische Arbeiterwohnungen der 30er - 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Manche sind renoviert und haben neue Fenster und Türen, andere sind noch verstaubt und verwohnt und gammelig.
Und da stehen wir vor der alten Destillerie, einem schönen alten Bau, der sehr liebevoll mit modernen Elementen restauriert wurde. Der Gegensatz von alt und neu bringt Spannung in die Fassade und macht sie lebendig.
Der Eingang |
Alt und neu |
Wir erleben eine asuführliche Präsentation der Whiskeyherstellung werden durch das Museumchen geführt mit alten Gerätschaften und begleitet von den launigen Kommentaren unserer jungen Führerin.
Ein alter Kessel |
Eichenfässer |
Die Verkostung - welcher ist der Beste? |
In Preis für die Führung ist natürlich die Verkostung des berühmten Jameson-Whiskey enthalten, wir dürfen am Ende der Besichtigung probieren. Gleich zu Beginn der Führung haben sich einige Freiwillige für eine Sonderverkostung gemeldet - ich auch. Für uns ist dann ein besonderer Tisch gerichtet, auf jedem Platz ist eine Art Gedeck mit drei kleinen Gläsern, die jeweils schottischen, amerikanischen und irischen Whiskey enthalten, allerdings nur "ein wänziger Schlock", wie es in der Feuerzangenbowle heißt. Ist wohl auch besser so... Wir dürfen dann nach Anweisung der Führerin kosten und die Unterschiede zwischen den dreien herausschmecken. Sie sind tatsächlich gravierend - nach meinem Empfinden - der Schotte kratzt ein bisschen, der Amerikaner schmeckt wie Parfum und der Ire ist weich wie Samt und ganz mild. Mir schmeckt er am besten. In der Gruppe testen auch eine amerikanische Touristen, die sich für den Tennessee-Whiskey entscheiden; denen wird dann angetragen, das große Fass von innen zu schrubben - ha ha - und wir bekommen zum guten Schluss noch eine Urkunde, in der uns unser guter Geschmack bescheinigt wird. Zum Ausgang hin bummeln wir noch ein bisschen durch den kleinen Laden, in dem nicht nur Whiskey verkauft wird. Alles, was den vornehmen Whiskeytrinker ausmacht, kann man hier erwerben, angefangen von Basecaps bis hin zu sehr schicken Polohemden oder Pullovern und Gummistiefeln. Natürlich alles mit dem Jameson-Logo versehen. Susi kauft ein kleines Fläschchen für eine Kollegin und ich erstehe eine Tüte der hervorragenden Whiskeytoffees - hmmmh!
Man achte auf die kleine grüne Tüte mit den Toffees |
Die Liffey in der Abendsonne |
Wir machen ein paar Fotos, probieren die Toffees und verspüren Hunger, also weiter. In einer kleinen Nebenstraße zur O'Connell finden wir eine kleine italienische Vinoteca, in der noch ein paar Tische frei sind. Auf der Karte stehen Antipasti, ein bisschen Pasta und jede Menge offen Weine. Es ist äußerst gemütlich und an den bereits besetzten Tische sitzen meist junge Menschen, die sich dort offensichtlich nach Feierabend getroffen haben. Freundliche Bedienung, der Wein ist gut und die Antipasti lecker und genug. Die Stimmung ist fröhlich, wir haben einen Tisch mit Sofa erwischt und lehnen uns zurück und beobachten die Welt um uns herum. Überhaupt scheint in dieser Stadt eine Atmosphäre der Gelassenheit und Freundlichkeit zu herrschen. Die Gesichter, in die ich schaue, sind lebendig und offen und sehr schnell zu einem Lächeln bereit. Stößt dich jemand versehentlich an, kommt sofort ein "Sorry, ma'am!" verbunden mit einem freundlichen Lächeln. Und wenn ich an manche Gegenden in der Heimat denke - Eingeweihte wissen, wovon ich spreche - mit dem "Gesicht zur Faust geballt", ist das hier sehr erholsam.
Auch dieser Tag wird mit einem Whiskey in der Hotelbar beschlossen - der letzte für unseren Aufenthalt hier - morgen haben wir noch den ganzen Vormittag zum Sightseeing weil unser Flug erst am späten Nachmittag geht.
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