Mittwoch, 30. Oktober 2013

Noch 'ne Hundegeschichte

Die Joggerin läuft auf einer Landstraße, die über lange Strecken durch weite Felder führt. Fast jeden Tag. An diesem Morgen kommt über eines der Felder ein Hund gerast - ein Kampfhund. Er springt sie aus vollem Lauf an und beißt zu - ihre Nase ist durchgebissen, sie blutet stark. In einiger Entfernung der Halter des Hundes mit zwei kleinen Kindern, er läuft zu ihr hin.

Sie schreit um Hilfe und der Mann fragt: "Wo kommen Sie her?" "Aus M." Das ist ein paar Kilometer entfernt. Der Mann: "Ja und warum laufen Sie denn hier?"

In Brandenburg herrscht erstens Leinenpflicht für Hunde und Kampfhunde müssen einen Maulkorb tragen. Man kann verstehen, dass dem Mann nichts anderes einfällt, als ausgerechnet diese Frage zu stellen, Strafanzeige läuft. Wahrscheinlich auch noch Schmerzensgeld.

Montag, 28. Oktober 2013

Und der Rest der Ferien

 
 Mittlerweile sind wir wieder zu Hause, schon seit einigen Tagen und der Alltag hat uns wieder. Noch hält die Wirkung des Urlaubs an, wir sind ausgeglichen, schlafen gut und sind nachsichtig im Straßenverkehr mit anderen Verkehrsteilnehmern.
 
Es waren wunderschöne Tage, für mich war der Urlaub von der  und ersten bis zur letzten Minute genau so, wie ich es mir gewünscht hatte. Selbst das Reisen und Herumfahren während der ersten 8 Tage, was letztendlich ziemlich anstrengend war, hatte seinen eigenen Reiz. Wir haben Erinnerungen aufgefrischt, Orte besucht, an denen wir vor Jahren gewesen waren die mit glücklichen Gefühlen verbunden waren.
 
Fort Lauderdale

Regen und Sturm an der Atlantikküste in Fort Lauderdale

Skyline Miami
Von Fort Lauderdale über Miami in Richtung Keys - erst mal aber hat es ein ordentliches Unwetter gegeben. Binnen Sekunden tut sich der Himmel auf und schüttet Wassermassen aus und die Straßen stehen im Handumdrehen 20 cm hoch unter Wasser.
 
Aber nichts hält uns auf...
 
Von Marathon, wo wir drei Tage  statt der vorhergesehenen zwei geblieben sind, sind wir nach Key West gefahren. Die Fahrt über die Brücke, allen voran die berühmte 7 Miles Bridge, war atemberaubend. Diese Eindrücke sind jedes Mal wieder gleichermaßen schön und beunruhigend. Auf beiden Seiten Meer und vorn und hinten sehr klein das eine oder andere Inselchen. Da dreh ich schon so ein paarmal den Kopf und gucke, ob "auch alles in Ordnung" ist. Aber Himmel mit leichten Wölkchen, Sonne satt und die Farben des Atlantiks und des Golfs jeweils links und rechts der Brücke lassen die Unruhe vergessen.


Links Atlantik, rechts Golf von Mexiko
Diesen Anblick kann man dann auch nur genießen.
 
Key West selbst war ein wenig enttäuschend. In den letzten 14 Jahren hat sich doch eine Menge verändert und die großen Kreuzfahrtschiffe dominieren das Bild. Die Straßen sind voller geworden (immer diese Touristen!!!) und aus den schönen kleinen Geschäften, Galerien und Cafés, die Key West damals so geprägt haben sind Souvenir- und Tauchshops,  Billigläden für Strandkleidung geworden. Allerdings fotografiert am Southern Most Point, am südlichsten Punkt der USA noch immer eine völlig abgerissene Gestalt die Touristen sehr fachmännisch mit ihrem eigenen Handy oder ihrer Kamera und lässt sich ein Trinkgeld dafür geben. Wenn er nur einen Dollar pro Aktion bekommt, gehört ihm vermutlich die Stadt...


Natürlich hat er uns auch geknipst

 
 
 
Hemingways Haus haben wir dieses Mal ausgelassen, ebenso das berühmte Sloppy Joe's, auf überfüllte und überlaufene Sehenswürdigkeiten hatten wir keine Lust. Und wenn man ein wenig herumschaut und sich nicht so dem Strom anpasst, findet man tatsächlich auch ein paar Straßen, in denen Ortsansässige in einem kleinen gemütlichen Café frühstücken oder in der Galerie gegenüber ihre Bilder ausstellen.
 
Das letzte Mal waren wir 2001 auf den Keys und wir haben festgestellt, dass die Anzahl der Tauchschulen, Delphinzentren und Geschäfte sich mindestens vervierfacht hat. Wo wir seinerzeit an Key Largo beinahe vorbeigefahren waren, ist heute eine kleine Stadt.  Leider hat sich mein Wunsch, mit Delphinen schwimmen zu können, nicht erfüllt - ich hatte mich von Deutschland aus anmelden wollen, da waren schon keine Termine mehr frei.
 
Marathon selbst hat Strände und Yachthafen zu bieten, davon mehr als genug. Unser Hotel hatte eine eigene Marina und der Blick auf die schönen Boote morgens vor dem Frühstück war ein guter Start in den Tag.
 
 
 
Frühstück im "Gestopften Schwein" Spiegeleier mit Speck und jede Menge Kaffee

Von Marathon aus ging's dann wieder Richtung Norden, Sarasota am Golf von Mexiko. Wir haben uns für jede Tour viel Zeit gelassen, Urlaub bedeutet für uns auch eine Zeit ohne Hast, ohne Eile. Uns beiden tut das immer sehr gut und wir sind gern miteinander unterwegs. Viele intensive Gespräche, kein Gedanke an die Arbeit oder Dinge, die im täglichen Leben nicht so toll sind. Ich war glücklich.
 
 
Nicht alle Brücken sind wirklich welche

 

An allen Highways und Bundesstraßen findet man diese Schilder. Für Firmen, oder Geschäfte die einen Highway adoptieren, eine Werbung, für den Staat Kostenersparnis beim Sauberhalten der Straßen.  Die letzte Station vor dem längeren Aufenthalt auf Siesta Key war Naples.

 
Und nun weiß ich nicht so genau, ob das hier symptomatisch für die  Kombinationsfähigkeit der Anwohner ist... Was wir allerdings genau wissen, ist, dass wir dort das beste Restaurantessen unseres Aufenthaltes bekommen haben.
 
Nämlich hier
 
 
 
 
Das war die letzte und längste Station, hier waren wir 9 Tage
- http://www.visitsarasota.org/siesta-key/ - wer mag, klickt hier. Was gibt es hier?  
 
Sonnenaufgänge...
...und Sonnenuntergänge
Eis à la Minute


 
...noch mehr Sonnenuntergänge


...den schönsten Strand in USA


Unser Hotel
Ein kleines Städtchen, so eine Art Künstlerdorf, und wenn die Touris weg sind, ist das hier ein total gemütliches Leben. Wir hatten noch eine Art Nebensaison erwischt, und in den Cafés und Restaurants gab es Platz. Und in diesen Tagen haben wir uns nur treiben lassen, es gab keinen Plan, keine Uhrzeiten,  es gab nur Jetzt und uns.


 
 
 
 
Wir haben "unseren alten Strand" wiedergefunden, auf Anna Maria Island, ein öffentlicher Strand, fast menschenleer, mit Kiefern, die Schatten spenden und natürlich herrlichen Sonnenuntergängen. Die erspar ich dem geneigten Leser hier.
 
 
 


Ich hab noch Sand in den Schuhen...


 
Ja, und das war's denn auch - sieht nicht nach so viel aus und war doch so viel mehr, als ich erwartet habe.  Ruhe, Entspannung, die ersten Tage recht viel Bewegung zum Runterkommen, es hat alles gepasst. Ich war ganz weit weg, nicht nur geografisch. Und das nehm' ich mit in meinen Alltag und hoffe, dass ich es lange bewahren kann.
 
 




Samstag, 5. Oktober 2013

On the Road again...

Wir sind jetzt schon seit  5 Tagen in Florida, nach drei Jahren ohne Urlaub und vielen Monaten voller Vorfreude sind wir am letzten Sonntag endlich in Orlando (Oalääändeoo) gelandet. Es war ein laaaanger  Flug und wir mussten dass bestellte Auto abholen und dann nach Orlando rein in das reservierte Hotel. Nach 10 Stunden Flug, 2 Stunden Immigration mit Zollkontrolle in Miami inklusive Fingerabdrücke aller 10 Finger, auf Socken durch die Kontrolle gehen, 1 Stunde Anschlussflug nach Orlando, dort eine Stunde auf unser Gepäck warten, fanden wir auch relativ zügig den Shuttlebus der Autovermietung. 

Wir waren da bereits  20 Stunden wach und auf den Beinen und hundemüde. Also nichts wie ins Auto und Richtung Hotel. Dachten wir. 

Der Mietwagen hat kein Navi. (Wir haben einen kleinen Stadtplan und außerdem waren wir schon ein paar mal hier) Jaha, aber wenn man nicht genau weiß, wo man ist, weiß man auch nicht, wo man längs fahren muss. Richtung Westen. Nach ca 30 Minuten verkehrt fahren haben wir dann an einer Tankstelle  einen freundlichen Menschen gefunden, der uns den richtigen Weg wies. Da war sie wieder, diese selbstverständliche Hilfsbereitschaft, die wir in dem Sonnenstaat schon so oft kennengelernt haben. 

Wir mussten dann auch bloß noch einmal fragen, bis wir das Hotel gefunden hatten. Nach 23 Stunden endlich schlafen und ausruhen, unbeschreiblich. Allerdings haben wir so dem Jetlag ein Schnippchen geschlagen und waren am nächsten Morgen relativ ausgeruht.

Mittagessen mit unserem Freund Edward stand auf dem Programm, dann nochmal einmal 4 Stunden Fahrt nach Fort Lauderdale. Das ist Unbekanntes Terrain und unser so schön ausgedachter
Plan mit dem Smartphone als Navi funktionierte nicht.

Irgendwie haben wir das Hotel dann aber dich gefunden - und das auch noch im Dunklen! - guckst du hier: www.15ftl.com www.15ftl.com. Seeeehr schnuckelig.

Am nächsten Morgen fanden wir auch einen Laden, wo unser Handy so eingestellt wurde, dass nun das Internet unterwegs funktioniert, ich SMS schicken und empfangen kann und das  Navi auch tut, was es soll.

Unsere Restaurantbesuche sind recht gegensätzlich verlaufen. Aber man fliegt ja auch nicht nach Florida, um die einheimische Küche zu testen, zumal die nicht so rekordverdächtig ist. Wir fanden einen Italiener, mitten im Bankenviertel, sehr europäisch, exzellente Küche und Berliner Preise. Selbst das für uns Europäer oft so unverständliche "Hinauskomplimentieren", wenn man zwar nichts mehr bestellen möchte aber mit dem Rest Wein im Glas noch ein paar Minuten sitzen möchte -  dann knallen sie Dir freundlich die Rechnung hin mit einem "take your Time" , aber so, dass Du Dich kaum traust, noch das Glas zu leeren - also genau dieses war dort eher dezent. Dafür haben wir dann aber auch 7$ fürs Parken bezahlt.

Unser zweiter Versuch, zu einem netten Abendessen zu kommen ging allerdings furchtbar daneben. Ein kubanisch-spanisches Restaurant hatte die Information, dass die Kellner sich um die Gäste kümmern sollen, etwas zu wörtlich genommen und wir kamen kaum zum Essen, weil alle zwei Minuten jemand an unserem Tisch stand, der uns entweder auswendig gelernte Empfehlungen vortrug oder fragte, ob wir zufrieden seien. Waren wir nicht, das Rindfleisch war zäh und trocken, der Fisch geschmacksneutral  und schwamm in Fett. Nun ja, wir halten uns in Zukunft an das eine oder andere Steakhouse oder die eine oder andere Kette.

Mit dieser Aussicht schmecken die Drinks noch mal so gut.
 


Seit gestern sind wir nun in Marathon auf den Florida Keys. Traumhafte 30 Grad, baden im Atlantik oder im Golf von Mexiko können wir uns aussuchen. Und hier haben wir auch die Sundowner Restaurants. Tische am Strand oder auf einer kleinen Brücke und den Sonnenuntergang vor der Nase. Und das alles im T-Shirt und ohne Jacke und barfuß. Yippieh!









Freitag, 30. August 2013

Mal eben so...

 
Es ist so ein wunderbarer sonniger, lauwarmer Spätsommermorgen, ich habe meinen Morgenlauf fast beendet und biege in den Hohlweg ein, der nach Hause führt. Mir begegnen auf den morgendlichen Touren immer mal wieder Menschen, die ihre Hunde ausführen. Heute gleich drei.
 
Die erste ist eine junge Frau mit einem Schäferhund, der krampfhaft daran gehindert werden muss, mit mir Körperkontakt aufzunehmen. Ich wundere mich immer, wieso Hundebesitzer, wenn ihnen ein Spaziergänger oder ein Läufer entgegenkommt, ihre Tiere sofort zum Sitzen bringen und ängstlich abwarten, dass der anderer vorbeigeht. Klar, dass die mit der Zeit denken, dass alles, was auf zwei Beinen in der Natur herumläuft und nicht Herrchen oder Frauchen heißt, eine Gefahr darstellt.
 
In unserer Gegend - eher ländlich und dünn besiedelt vor den Toren Berlins - grüßt man sich, auch wenn man einander nicht kennt. Diese junge Frau nun grüßt mich freundlich zurück und ein scharfes "Nein!" lässt Bello innehalten. Ich marschiere weiter.
 
Nach 40 Schritten wieder eine junge Frau mit einer Mischung aus Spitz und  Bernhardiner - oder so. Wohlgemerkt, wir befinden uns im Wald, durch den dieser Weg führt. Es ist trocken und warm. Und diese Dame zündet sich eine Zigarette an! Ich bleibe auf ihrer Höhe stehen, der Hund wird unruhig aber das ist mir jetzt wurscht. "Guten Morgen." "Morgen." "Meinen Sie nicht, dass das riskant ist, was Sie da tun?" "Was denn?" Also bitte, wie XXX kann man sein, wenn man im Sommer im Wald raucht? Ich tue ihr den Gefallen: "Na ja, Rauchen im Wald, und es ist doch so trocken." Ein schnippisches: "Keine Sorge, ich passe schon auf. Hab ich schon tausendmal gemacht und noch nie ist etwas passiert." Aha. Noch nie was von "Einmal ist immer das erste Mal" gehört?! Ich verzichte auf die Darstellung von Horrorszenarien, schüttele den Kopf und nehme meinen Lauf wieder auf. Das grenzt für mich an Blödheit und Ignoranz. Diese Menschen leben wie wir auf dem Lande, von Wald umgeben, es gibt öffentliche Warnungen, in den Brandenburger Wälder kein offenes Feuer und kein Rauchen und dann das?
 
Aber da ist schon Nummer drei. Mann mit schwarzem Labrador. Lange Leine, er läuft und springt. Der Hund. Mich sehen und den Hund rabiat an der Leine zurückzerren ist eins. Ich bin ja nun immer noch ganz fröhlich, laufen macht mir Freude und bringt mich grundsätzlich in gute Laune und da kann mich auch keine besch... Raucherin im Wald erschüttern. So grüße ich freundlich und versuche einen Scherz: "Aber er will doch sicher nur spielen?" Und dann kommt's polternd: "Na ick weeß nich, ob Sie'n Spielzeug sein woll'n!" Leute, wie kann man denn an so einem herrlichen Tag so schlecht drauf sein?
 
Mir fällt heute dazu nicht mal eine Quintessenz ein - und schon gar keine Moral der Geschicht. Außer: Mein Stimmungsbarometer ist noch immer ganz weit oben.
 
 
 
 
 

Freitag, 5. Juli 2013

Hier arbeiten Fachkräfte

So hatte ich es zumindest gehofft aber man soll eben nicht zu optimistisch sein. Aber, geneigter Leser, alles der Reihe nach.
 
Ich besitze eine Perlenkette, die in regelmäßigen Abständen gereinigt und neu aufgezogen werden muss, da der Faden schon manchmal mürbe zu werden droht. Letzteres geschah auch vor einigen Wochen und ich halte beim Abnehmen der Kette plötzlich einen Teil des Verschlusses in der Hand - direkt an der Öse gerissen. Also packe ich alles in ein weiches Tuch und bringe es in Juweliergeschäft. Der Mitarbeiter - später stellt sich heraus, dass er der Chef ist - schaut die Kette und das danebenliegende Verschlussteil an und fragt: "Was soll damit gemacht werden?" ??????????? Sieht man das nicht? Als Fachmann? Nur ganz wenig verunsichert sage ich: "Neu aufziehen und reinigen bitte. Und den Verschluss wieder anbringen." "Einzeln geknotet?" "Ja bitte."
 
Ich bekomme meinen Abholzettel und gehe. Nach ca. 10 Tagen will ich die Kette wieder abholen. Der Chef ist da, nimmt meinen Zettel entgegen und breitet die gereinigte und neu aufgezogene Kette auf einem schwarzen Samtbrett aus. Ja, jetzt schimmern sie wieder. Er hilft mir, die Kette anzulegen und ich marschiere fröhlich mit meinen reparierten und frisch polierten Perlen aus dem Laden.
 
Abends beim Abnehmen entdecke ich, dass an der vormals gerissenen Stelle der Knoten mit Klebstoff gehärtet wurde. Ich finde das recht merkwürdig, das hatte vorher noch nie jemand mit der Kette gemacht. Die Stelle ist steif und unflexibel, ich streiche mit Fingerkuppe darüber, sie bewegt sich nicht so, wie man es von einem Endstück einer Kette erwartet. Vielleicht wird es mit häufigem Gebrauch weicher.
 
Nach 4- oder 5maligem Tragen nehme ich abends die Perlen ab und - halte wieder dasselbe Teil des Verschlusses in der Hand, wieder abgebrochen. Das Stück mit dem Klebstoff ist nicht weicher sondern porös geworden. Und welch ein Glück, dass es  nicht tagsüber irgendwo in der Stadt oder im Gedränge in der S-Bahn passiert ist! Ich hätte es vielleicht nicht gemerkt und sie sicher verloren.
 
Also, was tut ein mündiger Kunde? Richtig, ich laufe also mitsamt Kette und  Rechnung (das war im Übrigen ein saftiger Preis) wieder beim Juwelier auf. Ein wenig betreten mustert er den Schaden und sichert mir zu, innerhalb einer Woche sei alles wieder hergestellt. Ich weise darauf hin, dass es wohl deswegen gerissen sei, weil der Klebstoff so hart sei. Kein Kommentar. Nun gut. ich denk, es war wohl eine einmalige Sache und erwarte eigentlich eine fachgemäße Nachbesserung.
 
Vor vier Tagen, nachdem ich eine SMS mit der Nachricht, meine Kette sei zum Abholen bereit, bin ich wieder zur Stelle. Eine sehr junge Frau breitet sie auf dem schwarzen Samt aus. Nach den ersten Erfahrungen will ich nun aber genauer hinsehen, nehme die Perlen in die Hand und untersuche den Verschluss. Und siehe da, es ist beinahe noch schlimmer als vorher. Auf der einen Seite finde ich einen Knoten so groß wie ein bunter Stecknadelknopf. Auf der anderen ist es etwas kleiner, dafür aber wieder mit Klebstoff gehärtet. So will ich das nicht und es entspannt sich folgender Dialog:

"So möchte ich die Kette nicht wieder mitnehmen, der Knoten hier ist wieder mit Klebstoff versehen und das war der Grund, weswegen der Verschluss gebrochen ist."

"Das machen wir absichtlich so, damit es stabiler ist." Das haben wir ja bereits gesehen...

"Ich werde die Kette so nicht nehmen und möchte jetzt Ihren Geschäftsführer sprechen."

Auftritt Geschäftsführer mit sehr ernstem Gesicht.

Ich: "Bitte sehen Sie sich das an, hier ist wieder Klebstoff."

Er: "Das ist ein Zweikomponentenkleber, damit härten wir den Knoten."

"Ja, und genau deswegen ist er an derselben Stelle ja gebrochen."

"Nein, das stimmt nicht, Sie hatten ja das andere Teil. Nehmen Sie die Kette doch erst einmal so mit."

"Erstens war es genau dieselbe Stelle und zweitens nehme ich die Kette nicht. Was ist, wenn es wieder bricht und ich es nicht merke und sie dann verliere? Ersetzen Sie mir dann den Verlust?"

Leicht spöttisches Grinsen des Geschäftsführers: "Sie können die Kette ruhig mitnehmen, damit passiert nichts."

"Es ist aber doch schon einmal passiert. Ich möchte, dass das ohne Klebstoff gemacht wird." Inzwischen hat eine weitere Kundin das Geschäft betreten und hört und schaut interessiert zu.

Nun muss ich einfügen, dass es in meinem Leben auch schon Zeiten gegeben hat, in denen ich mich einer solchen Diskussion niemals ausgesetzt hätte. Schon gar nicht vor Publikum. Spätestens nach der zweiten Zusicherung, dass sei alles ok, hätte ich mit einem "Hoffen wir das beste" oder einem ähnlichen Spruch die Kette an mich genommen und hätte alles weitere einem gütigen Schicksal überlassen.
 
Zurück zum Geschäftsführer, der jetzt ziemlich ungehalten ist: "Sie nehmen die Kette jetzt so mit!" Er nimmt die Kette in die Hand: "Das ist völlig in Ordnung so."

"Nein, ich nehme die Kette nicht, das Risiko, dass ich sie verliere, ist mir zu groß."

Inzwischen hat er mit der Kette und dem Verschluss herumgespielt und um mir zu beweisen, dass alles völlig stabil ist, biegt er  den Verschluss an eben diesem neuralgischen Punkt ein paar Mal hin und her.

Nach dem dritten Mal bricht der Verschluss durch.

Er verliert die Fassung und ich kann mir ein triumphierendes "Na bitte!" nicht verkneifen. Er ist jetzt kurz vorm Platzen und fragt nur noch: "Haben Sie die Rechnung dabei?" "Nein." "Wie viel haben Sie bezahlt?" "------ Euro."

Er wirft die Kette auf das Samtbrett, greift in die Kasse und knallt den genannten Betrag vor mir auf den Tresen. Wortlos. "Ich möchte jetzt bitte noch eine Tüte, damit ich die Kette transportieren kann." Ein kleines Plastiktütchen segelt durch die Luft. Ich bedanke mich höflich und verlasse mit meiner Perlenkette den Laden. Hab ich gut gemacht. Schade nur, dass die Kette immer noch/schon wieder kaputt ist und ich sie immer noch nicht wieder tragen kann. Ob ich "entgangene Lebensfreude" geltend machen kann? Für Schadenersatz??

Nun ist sie bei einem renommierten und namhaften Juwelier in hoffentlich besseren Händen zu einem weitaus geringeren Preis. Unnötig zu sagen, dass der Mitarbeiter dort ziemlich erstaunt war, dass jemand an Perlen mit Klebstoff arbeitet. In ein paar Tagen kann ich sie wieder abholen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Sonntag, 2. Juni 2013

...mit freundlichen Grüßen, Ihre Agentur für Arbeit

Und das macht MEINE Agentur für Arbeit:

Ich, nebenjobmäßig beschäftigt, trenne mich im Dezember vergangenen Jahres wegen unüberbrückbarer Differenzen von meinem Chef - oder besser werde getrennt. Zwei tage vor Weihnachten. Nun weiß der gemeine Arbeitnehmer, dass er stracks diesen Zustand beenden soll, weswegen er umgehend in der oben beschriebenen Agentur zu erscheinen habe und sein Begehr nach einem neuen Arbeitsplatz kundtun soll.

Es ist, wie erwähnt, zwei Tage vor Weihnachten, ich habe aber drei Werktage Zeit. Also greife ich am Tag nach Weihnachten zum Telefon und frage, was denn nun zu tun sei, mir sei zum 30.01. mein Arbeitsplatz gekündigt worden. "Ach, erst zum 30. Januar? Da haben Sie ja noch Zeit, kommen Sie einfach irgendwann vorher vorbei, das Arbeitslosengeld wird ja sowieso erst zu Ende Februar zum ersten Mal ausgezahlt." Ach gut, dann habe ich keine Eile. Hätt ich nur gewusst, wie eilig es wirklich war!

Aber so habe ich Weihnachten erst einmal bei meiner Mutter im Krankenhaus verbracht, dafür gesorgt, dass sie einen Pflegplatz bekommt und meine organisatorischen Fähigkeiten auf alles andere als auf die AGENTUR FÜR ARBEIT konzentriert.

Dann laufe ich dort ein und melde mich - nicht etwa arbeitslos, nein, arbeitssuchend. Das ist ein himmelweiter Unterschied, wie mir beschieden wird. Nun gut. Man nimmt meine Personalien auf, macht Kopien von den einschlägigen Dokumenten und ich erhalte einen Fragebogen über meine Situation, beruflichen Werdegang, Ausbildung, weitere Berufsvorstellungen, Bereitschaft zum Reisen, Schichtdienst, und sonstiges.  Außerdem habe ich gleich ein sogenanntes Erstgespräch. Den Fragebogen will ich sofort ausfüllen und ihn gleich wieder abgeben.

"Nein, den müssen Sie zu Hause ausfüllen."

"Und dann schicke ich ihn Ihnen zurück?"

"Nein, den brauchen Sie für den ersten Anruf." Wie bitte, Anruf? Ich verstehe Bahnhof.

"Sie werden angerufen, man fragt Ihre Daten ab, die Sie vorher in den Fragebogen geschrieben haben."

Ach so, ich fabriziere also meine eigene Gesprächsvorlage, für den Fall, dass ich bis dahin meinen Namen oder meinen Beruf vergessen haben sollte. Das ist offenbar eine der ersten Arbeitsbeschaffungs- oder Beschäftigungsmaßnahmen. Gleich in die Aktivität schicken, den Kunden. Ich bekomme einen Termin für den Anruf genannt.

Das Erstgespräch verläuft recht entspannt. Mir wird sehr dezent bedeutet, auf Grund meines Alters könne ich nicht mit 10 oder mehr Angeboten pro Woche rechnen. Wieso eigentlich nicht, aber das steht auf einem anderen Blatt. Denn, und das finde ich nun sehr angemessen, man erwartet auch von mir keine Dutzende von Bewerbungen - zumal mein Renteneintritt absehbar ist. Die Vermittlerin - die Dame ist wirklich nett aber die Bezeichnung ist ja ein Hohn - fragt meinen Werdegang ab, notiert sich die Einzelheiten, gibt mir ein paar Tipps für Bewerbungen und ich bin entlassen.

Der vereinbarte Telefonanruf gestaltet sich so, dass ich der Anruferin meinen Namen, diverse Arbeitgeber und Ausbildungen in die Feder diktiere, die sie hinterher in meinen "Auftritt" in der Jobbörse einpflegen will. Hierfür darf ich die entsprechenden Zugangsdaten erwarten. Ich bekomme jeweils einen Brief von der AA (nennen wir sie der Einfachheit halber so) mit einem Kenn- und einem Passwort. Wozu hab ich denen meine E-Mail-Adresse genannt? Ich logge mich also ein, um die Kriterien für neue Jobs einzugeben und Bewerbungen zu schreiben. Was ich finde, sind falsch geschriebene Namen, einen unvollständigen Lebenslauf und keine Möglichkeit, dieses selber zu ändern. Dafür muss ich meine Vermittlerin anrufen. Das geht natürlich nicht, weil es für den Arbeitssuchenden an sich nur eine Hotline gibt, die er auch noch bezahlen muss: 0180..., das ist schon mal eine Frechheit an sich. Dann  landet man bei den kompetenten und effizienten Mitarbeitern des eigens dafür engagierten Call-Centers. Wir haben oben ein aussagekräftiges Beispiel dafür gesehen.

Mittlerweile habe ich mein "Arbeitspaket 1" erhalten. Eine Worthülse, wie sie leerer nicht sein kann. Ich habe allerdings mit diesem Ding jede Menge Arbeit. Wieder einmal ein Fragebogen, der fast die gleichen Dinge wissen will, die ich schon einmal kundgetan habe. Vielleicht haben die gemerkt, dass die Mitarbeiterin nur die Hälfte und davon die Hälfte falsch eingespielt hat? Dann Auskünfte zur familiären Situation, ich war nämlich zeitweilig auch bei meinem Angetrauten beschäftigt. Hat mir der Laden gehört, hatte er bei mir Schulden und so weiter. Beantworte ich alles und schicke es ab. Verbunden ist all das mit der Drohung, keine Unterstützung zu erhalten, sollte ich der Aufforderung, die Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, nicht nachkommen. Darin sind sie richtig gut. Zudem enthält das A 1 den Befehl, auf die Einladung zu einem weiteren Gesprächstermin zu warten, zu dem ich dann den ausgefüllten Fragebogen mitbringen soll. Muss persönlich übergeben werden.

Ich warte. Nach einer Woche telefoniere ich: "Ja, die Einladung bekommen Sie schon noch." Gut. Nach 14 Tagen schreibe ich eine Mail: "Bitte, wann bekomme ich einen Termin? Die Zeit läuft und ich möchte keine Verzögerung." Keine Antwort.

Inzwischen habe ich einen neuen Nebenjob, ein paar Stunden wöchentlich, ich gelte also weiterhin als arbeitslos - pardon, arbeitssuchend.

Ich rufe wieder die Hotline an: "Wie ist das denn nun mit der Einladung und der persönlichen Abgabe des Arbeitspaketes?"

"Ach ja, bei welcher Agentur sind Sie denn?"

"In B." (nein, nicht Berlin)

"Ach, na ja, da geht das ja gar nicht persönlich...! Schicken Sie das doch mit der Post."

"Vielen Dank, dafür, dass ich das auch schon erfahre."

Ich schicke also das Arbeitspaket per Post und siehe da, ein paar Tage später flattert mir eine Einladung ins Haus. Als Termin wird mir ausgerechnet der Tag genannt, an dem ich meinen neuen Job beginnen soll. Also fülle ich den beigefügten Fragebogen aus und nenne den Hinderungsgrund. Es passiert erst mal nichts. Dann ruft mich die für mich zuständige Vermittlerin an: "Glauben Sie, Ihr Arbeitgeber wird Sie versicherungspflichtig einstellen?" Das ist ihre erste und einzige Sorge, nicht etwa, ob ich den Job weitermachen will oder dass sie vielleicht ein anderes, versicherungspflichtiges Angebot hätte. Ich verneine ihre Frage, das Gespräch ist beendet.

Dann bekomme ich Post: noch einmal der Fragebogen zur familiären Situation - hab ich doch schon einmal ausgefüllt. Ich telefonier und höre die lakonische Antwort: "Haben wir nicht gesehen." Zu dieser unsäglichen Schluderei nun auch noch Blindheit?

Ich weiß noch immer nicht, wie viel Arbeitslosengeld ich bekomme. schließlich gibt es erneut Post - eine Mitteilung über die monatliche Höhe meines Arbeitslosengeldes mit der genauen Aufteilung, welche Beträge zur Kranken- und Rentenversicherung abgeführt werden.  Genau diese Berechnung erhalte ich ein paar Tage später noch einmal, ebenfalls per Post. Kein Mensch weiß, warum.

In der Zwischenzeit habe ich meine Rente eingereicht und weiß, dass ich nur noch ein paar Monate lang auf die AA angewiesen bin. Ich bewerbe mich pflichtschuldig regelmäßig, erhalte aber nicht einmal eine Bestätigung über den Eingang meiner Bewerbung. kein Wunder, mein Alter ist ja auch für potentielle Arbeitgeber geradezu biblisch - aber die AA propagiert unverdrossen ihr Programm 50+.

Um das Maß der Skurrilität vollzumachen, schickt man mir auch noch eine sogenannte Zielvereinbarung, die festlegt, wann und wie oft ich mich zu bewerben habe, dass ich Angebote anzunehmen habe und, und, und. Immer begleitet von der Drohung, mir die Zuwendungen zu streichen, wenn ich nicht...

Ein zweiter Gesprächstermin steht an. Ich begebe mich also morgens um 8:00 zur AA. Unten stehe ich in der Anmeldung und werde Zeuge des folgenden Vorgangs:

Eine junge Frau reicht ihre Unterlagen ein, Kommentar der Mitarbeiterin I: "Das habe ich ja noch nie gesehen!"

"Ja, das habe ich doch schon mal eingereicht."

"Da muss ich jetzt nachgucken, ob ich das hier im Programm finde - komisch, hab ich noch nie gesehen."

Mitarbeiterin II wird zur Unterstützung gebeten: "Hast Du das schon mal gesehen?"

"Nein, hab ich noch nie gesehen." "Komisch, nicht?" "Komisch."

Ein wildes Überlegen hebt an, die junge Frau ist nun leicht panisch: "Nehmen Sie das jetzt als Beleg?"

Es ist bereits ein paar Minuten nach acht, ich werde nicht pünktlich sein. Ich schlängele mich unter Entschuldigungen an den vor mir stehenden 2 Kunden vorbei und frage die Mitarbeiterin: "Ich habe um acht einen Termin, ich will nur schnell wissen, wo ich hin muss." " Für einen Gesprächstermin brauchen Sie sich nicht anzumelden, fahren Sie bitte in den dritten Stock, Zimmer 305." Schade eigentlich, nun werde ich nie erfahren, ob das Blatt nun als Beleg akzeptiert wird, wenn es doch so komisch ist.

Ich betrete den Fahrstuhl und das folgende Schild fällt mir ins Auge:

Werte Kunden (man beachte die Formulierung!), wenn Sie einen Gesprächstermin haben, gehen Sie bitte direkt zu Ihrem Vermittler, es ist nicht nötig, sich anzumelden.

Wohlgemerkt, dieses Schild befindet sich im Fahrstuhl!

Ich treffe auf eine junge Frau, die sich mir als die Vertretung der für mich zuständigen Vermittlerin vorstellt. Und sie geht gleich in medias res, will wissen, wie oft ich mich beworben habe, wo, welche Netzwerke ich genutzt habe und ob ich Erfolg gehabt hätte. Würd ich dann wohl hier sitzen???

Ich werfe ein, dass ich nur noch 4 Monate dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen werde - sie ignoriert diesen Einwand vollkommen und fährt fort, mir unter weiteren Fragen ein Angebot aus der Jobbörse auszudrucken - ich habe gerade gesagt, dass in der Jobbörse bisher noch keine Reaktion auf meine Bewerbungen erfolgt sind. Sie reicht mir den Ausdruck: "Sie sollten sich da bewerben." Und bereitet mich darauf vor, dass ich in den nächsten Tagen eine neue Zielvereinbarung erhalten werde. Per Post, wohlgemerkt. Ich sitze hier und jetzt vor ihr, und alles weitere kommt per Post?
 
Nach 15 Minuten ist der Termin beendet. Ich fahre nach Hause und hoffe nur, dass Menschen, die sich nicht auf ihre Rente freuen können, da nicht völlig verzweifeln.
 
Was meine Laune aber komplett zum Erliegen bringt, ist ein weiteres Schreiben der AA mit der Mitteilung, dass man mir wegen verspäteter Arbeitssuchendmeldung (was für ein Wort) eine Sperrfrist von 7 Tagen aufgebrummt hat. Und das, obwohl ich mich telefonisch erkundigt habe, bis wann ich mich gemeldet haben müsse. Ich lege Widerspruch ein, der abgelehnt wird, weil ich keinen Einzelverbindungsnachweis für das Telefonat erbringen kann.  Ist klar, ich lese in der Widerspruchsbegründung aber auch, dass eine telefonische Meldung auch wirksam ist. Jetzt frage ich mich, hätte die Mitarbeiterin mit 0180-Nummer mir nicht zumindest sagen müssen, dass ich das telefonisch erledigen kann oder mich nach meinen Daten fragen können? Ja, ich habe mich vielleicht verspätet gemeldet, sauer bin ich trotzdem.
 
Und ich habe schon wieder Post bekommen: einen Fragebogen (wie schön!) den ich bzw. mein Arbeitgeber ausfüllen muss mit den genauen Daten über meine Entlohnung und ob und wie lange ich beschäftigt bzw. bezahlt werde. Oh ja, und die Rentenbeiträge werden an die "Allgemeine deutsche Rentenversicherung" abgeführt, nicht etwa an den DRV. Wo leben diese Leute?
 
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende, schließlich werden wir noch mindestens 4 Monate miteinander zu tun haben MEINE Agentur für Arbeit und ich. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
 

Schweden die II. - und weiter geht's

Übrigens, wer sich fragen sollte, woher der Titel kommt, dem sei gesagt, dass dieses unser zweiter Schwedenaufenthalt war und sicher nicht der letzte.
 
Nun aber zurück zum Eigentlichen: es beginnt der zweite Tag mit einem fulminanten Frühstück und einem neuen Plan. Ralf (der von Lisa) will zum Arbeiten am Bootshaus, dort haben ein paar Vereinsfreunde damit begonnen, den Steg und alles dazugehörige frühlings- bzw. sommerfein zu machen. Und es ist Ehrensache dass jedes Mitglied sich einbringt. Ralf (der von Lisa) wirft sich also in Arbeitsklamotten, und wir werden ihn nach dem Frühstück zum Einsatzort bringen.
 
Und der Rest? Ralph (der von mir) möchte sich ein bisschen abseilen und einen Spaziergang machen, also werden wir ihn in die Stadt (Söderhamn) bringen und ihn dort irgendwann wieder aufsammeln. Wir, Lisa und ich, wollen mit Donna uns etwas Bewegung verschaffen und in die Leinenweberei VÄXBO Lin gehen.
 
So machen wir es, und schließlich sind Lisa und ich mit Donna vom Parkplatz bei VÄXBO unterwegs in den Wald und zu den alten Spinnerhütten. Die Leinenweberei verkauft nämlich nicht nur wunderschöne Handtücher, Servietten, Blusen, Röcke, Schals und Tischwäsche sondern hat auch ein kleines Freilichtmuseum aus den alten Hütten gebaut, wo in den Sommermonaten an den alten Geräten gezeigt wird, wie Leinen aus Flachs gewonnen wird.
 

Die Wasserfälle lieferten die nötige Energie

 
 
In den Hütten wurde während der Flachsernte gewohnt und gearbeitet.
 

Ziemlich steile Stiege aus dem Freilichtmuseum nach oben
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Leinenweberei






 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In dem Verkaufs- und Showroom der Weberei findet frau die schönsten Tischdecken, Sets, Servietten, Hand- und Badetücher ebenso wie Blusen, Röcke, Schals und sogar Strickjacken aus Leinen in satten natürlichen Farben. Und das ist schweres, kräftiges Leinen, manchmal seidig schimmernd, dann wieder grob gewebt und in seiner natürlichen Struktur körnig und griffig. Mit ein paar schicken Sets verlassen wir die Weberei und machen uns daran, unsere Männer wieder aufzusammeln. Beide haben einen ausgefüllten und schönen Vormittag gehabt.
 
Für den Abend ist ein Restaurantbesuch vorgesehen, in "Lehmanns Küche" hat ein deutscher Koch sich offenbar überregional einen Namen gemacht. Und wir werden nicht enttäuscht, Essen, Wein und Service alles gleichermaßen vorzüglich. "Lehmanns kök"  ist übrigens auf Facebook zu finden.
 

Und wie man sieht, hatten wir unseren Spaß und fantastisches Essen.

 
Der Sonntag vergeht mit allerlei Vorbereitungen für den folgenden Tag, Lisas Geburtstag. Lisa hat ein paar gute Freunde eingeladen und es wird nachmittags Kaffee und Kuchen und abends was gegrilltes geben. Wir backen Kuchen, fabrizieren Mayonnaise, schlagen Sahne, "schlachten" Avocados.
Und die "Jungs" unterstützen uns tatkräftig.
Lisas Tortenboden
 
 
 Und nachmittags erscheinen Lotta und Kjell, Kotchapan und Ann-Christin. Ann-Christin, Lotta und Kjell nehmen Aufstellung und singen Lisa ein Geburtstagslied. Und dann sitzen wir alle um den großen Tisch und reden. Jahaa, das geht irgendwie - mit englisch, schwedisch, Händen und Füßen haben wir ein großartiges babelmäßiges Durcheinander und unterhalten uns prächtig.
 

Kleine Beilage zum Grillfleisch...
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bevor wir wieder nach Berlin zurück fliegen, wollen wir noch ein paar Stunden in Stockholm verbringen. Der Zug ist am frühen Mittag in Stockholm, wir packen unsere Koffer in ein Schließfach und kapern den Bus in die Stadt. Mittlerweile ist es in den paar Tagen, wir hier waren, frühlingshaft warm geworden - tja, liebe Leute, da war es schon wärmer als jetzt hier, ich finde es auch sehr ungerecht - in Stockholm sind es 20° und Sonne. Aber nun stellen wir fest, dass wir doch nicht so viel Zeit haben, wie wir dachten. Der Bus braucht fast eine Stunde bis in die Stadt und mit ein bisschen Rumlaufen hat sich unser Stockholmbesuch dann auch erledigt. Immerhin reicht es für ein Mittagessen unter freiem Himmel und ein paar Fotos. Auch vom Schloss, als Beweis...
 
Hinter dem Park liegt ein Bistro - Mittagessen in der Sonne
Aber eigentlich war alles ganz entspannt und stressfrei, uns fällt auch dieses Mal wieder auf, dass die uns beinahe schon gewohnte Hektik hier nicht zu spüren ist. Man kann hier, glaube ich, ganz gut leben, nicht wahr, Lisa?  

Das Boot zur Schärenrundfahrt ist uns direkt vor der Nase davongefahren.

Wir waren also wirklich hier.

Samstag, 11. Mai 2013

Schweden, die II.

 
Meine Freundin Lisa hat Geburtstag. Sie lebt mit ihrem Mann seit einigen Jahren in Schweden und Besuche hin und her sind selten. Dieses Jahr haben wir nun also beschlossen, uns in den hohen Norden aufzumachen. Und zwar per Flugzeug. Nachdem wir vor anderthalb Jahren mit dem Auto unterwegs waren, ist uns denn doch die gemeinsame Zeit zu kurz und mit Flugzeug und Zug sind wir nur 6 Stunden unterwegs anstatt 2 Tage.
 
 
Der Flug verläuft relativ ereignislos, der Flughafen Arlanda nördlich von Stockholm ist hell, freundlich, übersichtlich und gut organisiert (und er ist offen...!) 
Wir finden sofort den Zugang zum Bahnsteig für die Anschlusszüge. Elektronische Sperren, die mit dem Internetticket (hab ich ja alles schon vorher gebucht) geöffnet werden. Die Züge sind bequem, leise und leer!!! Daran kann ich mich schnell gewöhnen, es gibt hier einfach weniger Menschen als in Deutschland, die einen QM bevölkern. Nichts ist überlaufen, nichts ist voll - außer Stockholm, aber davon wird später die Rede sein.

Am Bahnhof Söederhamn  holt Lisa uns ab und es ist, wie es immer ist, wenn wir uns sehen - auch nach langer Zeit - wir fangen an zu reden, als hätten wir uns gestern getrennt. Wir werden denn auch erst wieder aufhören, wenn ich in den Zug zurück steige...

Zuhause begrüßen uns Ralf und Donna, die seit neuestem zur Familie gehört. Donna ist ein mittlerweile 7 Monate alter English Springer Spaniel, sehr schön, sehr verspielt und sehr zugänglich.
Und wenn sie einen so anschaut, kann ihr niemand widerstehen
Sie liebt Menschen. Uns auch. Missy und Berta, die beiden Katzen, halten sich im Hintergrund.

Der Nachmittag und Abend vergeht mit Essen, Reden, Lachen, gelegentlichem Gassi gehen (oder Donnas Erzeugnisse wegwischen, wenn sie sich nicht bemerkbar gemacht hat) und planen, was wir denn in den nächsten Tagen unternehmen wollen. Es steht ein Ausflug in ein Naturschutzgebiet an, zwei Stunden gemäßigtes Wandern mit anschließendem Picknick. O-Ton Lisa: "Alle Schweden picknicken immer!" Na bitte, wir auch. Ich hege ein wenig Bedenken,  wegen der Temperaturen. Hier ist es schon bzw. noch erheblich kälter als zu Hause, wo bereits der Frühling ausgebrochen ist. Es liegen noch Schneereste herum, einige einen guten Meter hoch. Aber wir haben warme Sachen mitgebracht.

Am nächsten Morgen also alle ins Auto, einschließlich Donna, die ihren Platz vorbildlich auf der abgetrennten und gesicherten Ladefläche des Kombis hat. Und los. Karte ist ausgedruckt, in Lisas Smartphone das Navi aktiviert, Ralf die letzten Anweisungen gegeben. Wir fahren. Und fahren. Schließlich sind wir in Schweden, hier ist nichts gleich um die Ecke. Oder andersrum: gleich um die Ecke ist viel weiter als wir denken. Dann verfahren wir uns ein bisschen - trotz Navi und Karte. Es geht durch den Wald, bergauf, ziemlich huckelig. Vor einer gefrorenen Schneewehe müssen wir erst mal stehenbleiben und mit dem Klappspaten uns die Weiterfahrt erkämpfen.

Während Ralf schaufelt,
 Nützt aber alles  nichts, wir sind bald in einer Sackgasse. Zwar an einem wunderschönen See aber nicht da, wo Lisa mit uns hin will. Und zum Baden ist es doch ein bisschen zu frisch.






gucken wir zu...







Also umgekehrt und  noch mal von vorne. Nachdem wir dann den Weg gefunden haben, hält uns nichts mehr. Nicht einmal ein Schaufelbagger - mitten im Wald - der die Wegränder glättet. Wir schlängeln uns  zweimal an ihm vorbei (Eingeweihte wissen, wovon ich rede!) und stehen vor der Abzweigung, die die letzte Etappe vor der großen Wanderung darstellt. Von einer ca. 50 cm hohen gefrorenen Schneewehe versperrt.

Lisa steigt aus und hüpft auf der Schneewehe herum - "Da kommen wir durch!" - Ralf gibt Gas und setzt rückwärts auf die Schneewehe zu. Und auf sie hinauf und sitzt fest. Das Auto ist schön aufgebockt, die Räder greifen nicht mehr und wir können nicht vor und nicht zurück. Wir kriegen erst mal alle einen Lachanfall, dann überlegen wir, wie wir da am besten wieder runterkommen. Jetzt gilt es: Klappspaten aktivieren, Schnee unter dem Auto wegschaufeln. Zwischendurch versucht Ralf, von der Wehe herunterzukommen, nichts geht. Wir schieben kräftig, bewegen aber auch nichts. Die Kiste sitzt fest. So, was nun? Wir haben zahlreiche Ideen, keine ist wirklich gut. Motor laufen lassen, bis der Schnee durch die Wärme schmilzt. Könnte helfen aber dann haben wir keinen Sprit mehr, um weiter zu fahren... Der Schaufelbaggermann könnte uns ziehen. Aber wir sind schon zweimal sehr hinderlich an ihm vorbei und könnte sein, er wäre not amused, wenn wir nun mit sowas kommen. Das schieben wir ganz hinten an als allerletzte Möglichkeit.  Jetzt wird der Wagen erst mal mit dem Wagenheber vorne angehoben, damit wir Matten oder Reisig unterschieben können. Vielleicht greifen die Räder dann und wir kommen los.


Noch nichts zum Reinspringen
Da wollen wir rauf

Nichts zu machen, wir schieben und ruckeln und es rührt sich nichts.

Schließlich hat Lisa die rettende Idee: "Ich rufe Lotta und Kjell an. Die holen uns hier raus." Nach einer kurzen  Erklärung und Wegbeschreibung haben die beiden sich  auf den Weg gemacht. Lotta und Kjell sind gute Freunde von Lisa und Ralf, beide im Vorruhestand und glücklicherweise zu Hause und bereit und in der Lage, uns zu helfen. Das kann jetzt aber dauern, man denke an die Entfernungen, mit mindestens einer Stunde müssen wir rechnen.

Mittlerweile ist es auch fast Mittag vorbei und wir bekommen Hunger. Also machen wir aus der not eine Tugend und halten unser Picknick im Auto. Kaffee aus der Thermoskanne, Eier, Käse und alles, was das Herz und der Magen begehrt. Irgendwie ist es ja auch ganz lustig, so gestrandet zu sein. Mit der Wanderung wird es wohl allerdings nichts mehr werden. Wir sind etwas angestrengt, manche ist etwas verfroren und wir beschließen, dass, sollten wir jemals hier wieder runterkommen, wir nach Hause fahren und uns die Füße wärmen.
 
Irgendwann fährt ein Opel die Straße an uns vorbei, die gleiche blaue Farbe wie unser Gefährt. Wir winken, er fährt aber weiter (war sicher kein Schwede, der hätte gehalten...) Wir überlegen, warum er nicht angehalten hat, als meinem Liebsten plötzlich in den Sinn kommt, was passieren könne, wenn er nun an dem Schaufelbagger, der wahrscheinlich immer noch ein paar km weiter arbeitet, vorbei möchte und der Schaufelbaggermann nur die Farbe realisiert und denkt, wir wären es ein drittes Mal... der arme Opelfahrer.
 
Schließlich kommen Lotta und Kjell, großes Hallo, das Seil wird angebracht und Kjell setzt sich in sein Auto und - es passiert nichts außer dass seine Reifen durchdrehen.

und können nicht.
Lotta hat ein paar Kommentare abgegeben - ich
spreche kein Schwedisch, mir scheint aber, sie hätte gesagt, es sei wohl keine so gute Idee, in eine gefrorene Schneewehe zu fahren. Oder in dieser Jahreszeit wandern zu wollen. Hm, das wissen wir jetzt auch...

Im dritten Versuch gelingt es schließlich, "die Kuh vom Eis" zu bekommen. Unter vielem Gelächter, erleichtertem Schulterklopfen, Dankesagen machen wir uns - zwar nicht gewandert aber gesättigt - auf den Heimweg.



Das war der erste Tag. Für den zweiten hatte Lisa einen Besuch in einem Tierpark geplant. Es gelingt mir, sie davon zu überzeugen, dass es doch stressfreier ist, den einen Ralf zum Arbeiten am Bootssteg gehen zu lassen, den anderen Ralph alleine durch Söderhamn streifen zu lassen und uns beiden einen Besuch in der VÄXBO Leinenweberei zu gönnen.
 
Und weil es sowieso einen neuen Tag gibt, gibt es auch einen neuen Post, bis demnächst!