Sonntag, 29. April 2012

Irrungen - Windungen - Verbindungen

Wer je von einem liebgewordenen Objekt getrennt war, der kann sich vielleicht vorstellen, wie es ist, in Zeiten nahezu immerwährender Kommunikation ein kaputtes Handy und keinen Internetanschluss zu haben. Bei mir ist jetzt fast alles wieder gut, nach 4 Wochen "trommeln" und mehrfachem Handytausch. Und ich kann nur sagen, diese Internet- und Telefonanbieter sind wirklich eine heftige Herausforderung.

Aber der Reihe nach: In unserem Dorf gibt es zwar schon Telefon aber eine ganz normale ISDN-Leitung und sonst gar nichts. Kein Kabelfernsehen, kein DSL. Handynetze sind vorhanden und fuktionieren. Als wir aus Berlin hierherzogen, war das ein bisschen wie ins Mittelalter (Auch in anderer Hinsicht fühlen wir uns manchmal wie vor 22 Jahren, aber das steht auf einem anderen Blatt.) zu fallen. Also versuchten wir, eine einigemaßen arbeitende Internetverbindung über UMTS, quasi wie beim Handy, herzustellen. Das war zwar nicht wirklich gut aber besser als gar nichts. Und die Geschwindigkeit - wenn man denn von einer solchen reden kann - war auch gewöhnungsbedürftig. Selbst ein Clip auf you tube dauerte die doppelte Zeit wie angegeben, nach 10 Sekunden stoppte alles, es rödelte und rödelte und dann ging es wieder für 10 Sekunden weiter. Downloads und Mails mit Anhang waren Langzeitprojekte. Das Netz war auch nicht immer verfügbar, manchmal wegen Überlastung, manchmal wegen technischer Defekte im Sendebereich. Bei Nachfragen gab's keine erschöpfende Auskunft und die Dauer war auch eher ungewiss.

Das ist der UMTS-Stick
 Nun sind einige Einwohner hier stark engagiert für einen Breitbandanschluss, es liegen auch erste Gutachten vor, Kontakte mit Anbietern sind wohl auch schon geknüpft worden aber die Durchführung scheitert an zahlreichen Hindernissen, eines ist natürlich das Geld, das die Gemeinde aufbringen muss.

Nun gibt es seit einiger Zeit eine LTE-Verbindung, das schnelle Internet über Funk - so geht die Werbung - und ich stürze mich mit Begeisterung darauf, telefoniere, informiere mich, rechne und denke, es ist das Richtige. Außerdem sparen wir Geld. Bisher haben wir für Festnetz und Internet immer extra bezahlt, kein Gedanke an alle 19,90-Tarife mit Telefon und DSL, davon werden wir noch Jahre träumen. Also gibt es noch ein Gespräch mit der Technikabteilung der Telekom, man versichert mir nach mehrfachem Prüfen, ja, LTE geht hier in dieser von DSL verlassenen Ecke.

Wie die Fügung es will, hatte ich allerdings gerade 2 Monate zuvor den Anbieter bei der UMTS-Verbindung gewechselt und mir eine sogenannte Datenkarte als Zusatz zu meinem Handy ausstellen lassen. Die steckt  nun in meinem Laptop. Zeitgleich bekam ich auch noch ein neues Handy (Ein schickes HTC, mit viel, viel Möglichkeiten...) Also telefoniere ich mit dem Support von t-mobile und frage, ob ich denn die Datenkarte wieder kündigen kann, wegen oben erwähnter Änderung. Kein Problem! Ich hätte gewarnt sein sollen...

Aber im Rausch der bereits zu ahnenden Geschwindigkeit lasse ich meine Antenne eingefahren. Ich entscheide mich also für LTE. Man sagt mir, das könne bis zu 14 Tagen dauern. Na gut, nun hab ich die paar Tage auch noch Geduld.

Bei der Bestellung der neuen Verbindung sagt die Mitarbeiterin , als ich den WLAN-Router (wenn schon, denn schon) bestelle: " Ja, den für die 3G-Verbindung." "Nein, den für die LTE-Verbindung!" "Ja, für Ihre Funkverbindung." "Ja." Wieder mal das Warnsignal nicht gehört.

Nebenher versuche ich meine Datenkarte so zu kündigen, dass ich einen nahtlosen Übergang von UMTS zu LTE bekomme. Und da haben wir es. Ich sage mein Sprüchlein auf, betone, dass man mir gesagt hat, es sei "kein Problem", der Mensch sagt: "Uuuuhh!" Aha. Natürlich gibt es nun doch ein Problem. Es handelt sich nämlich  nicht um eine Zusatzoption zum Handytarif sondern um einen neu geschlossenen Vertrag. Jetzt leuchten mir auch die 50,00 € Guthaben ein auf meiner letzten Rechnung. Nun lege ich mich ins Zeug. Schließlich hab ich doch alles bei einem Anbieter, ich will ja nicht wechseln, ich will doch nur... Schließlich erbarmt sich der Mitarbeiter meiner und will mal gucken, was er denn auf Kulanz machen kann. Das ist doch mal was. Nach 3 Minuten Warten meldet er sich wieder und sagt: "Also wir stornieren den Vertrag jetzt auf Kulanz sofort ohne weitere Verpflichtungen." Ich will gerade sagen, dass ich das sehr generös finde, da macht es in meinem Laptop "Plinggg!" und die Internetverbindung ist weg. "Ja, haben Sie jetzt die Verbindung gekappt?" Jaha:" "Ja aber ich bin jetzt ohne Internet!" Ich kann förmlich hören, was er denkt: "das ist doch hier kein Wunschkonzert" Na gut, aber sie hätten mich wenigestens fragen können, ob ich das will, vielleicht hätte ich den Tarif so klein wie möglich gehalten oder was auch immer.

Nachdem ich den Schock überwunden habe, denke ich, dass es so vielleicht besser ist, als wenn ich noch 22 Monate zahlen muss. Und 14 Tage gehen auch rum, schließlich hat mein Liebster noch eine mobile Funkverbindung in seinem Gerät.  Es muss also irgendwie gehen, zumal ich mit meinem Handy ja auch in Internet kann. Noch ist die Welt weitgehend in Ordnung.

Einige Tage später trudelt der Router ein, ich packe alles aus und schaue mir die Anleitung an. Ich vergleiche das Foto mit dem Gerät und stelle fest, dass ich einen UMTS-Router vor mir habe. Außerdem gibt es einige Passagen, die ich so nicht verstehe, ich rufe also die Telekom-Technik an. Der Techniker erklärt mir alles sehr schlüssig und meine letzte Frage ist, wieso ich denn einen UMTS-Router bekommen haben, obwohl ich doch eine LTE-Verbindung will. "Ja, wenn man Ihnen den geschickt hat, dann ist das bei Ihnen wohl auch nur so möglich." "Nein, ich habe das prüfen lassen, hier gibt es LTE auch von der Telekom." "Na ja, die hätten Ihnen sonst doch wohl den anderen Router geschickt." "Wissen Sie was? Ich weiß, dass Ihr Konkurrent hier LTE anbietet, ich bin noch in der 14-Tages-Frist (diesmal stimmt das!!), und wenn Sie mir kein LTE anbieten, gehe ich zu Vodafone!" "Oh, einen kleinen Moment, ich gucke noch mal nach." Muss man den Leuten eigentlich immer Druck machen, bevor sie aktiv werden? Das Ergebnis ist dasselbe wie bereits oben erwähnt: hier gibt es LTE.

Jetzt aber: der bestehende Vertrag wird storniert, ich muss das ganze Zeugs zurückschicken, ich bekomme einen neuen Vertrag und neue Hardware. Und das ganze dauert noch einmal 4 weitere Tage. Ich kann mir nur noch die Haare raufen.

Da geschieht das, was nach Murphys Gesetz immer geschieht: Die Kamera in meinem 6 Wochen alten Handy ist defekt. Ich telefoniere mit dem Support und man sagt mir einen Austausch zu. Natürlich kein neues sondern ein neuwertiges. Das klappt auch nach Plan. Ich setze alle  Karten und den Akku ins Handy ein, schalte es ein, will telefonieren - nichts. Netz ist da, Internet geht auch, ich bekomme keine Verbindung. Gut, ich warte erst mal. Nach 4 Stunden fuktioniert es, die Kamera auch. Merkwürdig ist das schon. Am nächsten Tag dasselbe Phänomen, ich versuche es mit einer anderen SIM-Karte, wie gehabt.

Ich nehme 4 Anläufe, um mit dem Support bzw. der Technik zu telefonieren, der erste sagt, es ist meine Mobilbox, die die falschen Einstellungen hat. Der zweite sagt, wenn es mit einer anderen SIM-Karte auch nicht geht, kann er mir auch nicht helfen. Der dritte sagt, er habe noch nie gehört, das die HTC-Geräte so viel Probleme machen. Das ist natürlich sehr hilfreich. Und so weiter...

Tja, was soll ich sagen, so ist das mit den neuwertigen...Und schließlich geht gar nichts mehr, ich kann es noch nicht einmal mehr einschalten. Also wieder dasselbe Procedere, ich werde ein zweites neuwertiges Gerät bekommen. Zudem hat sich herausgestellt, dass der Akku auch noch defekt ist. Also gleich um einen Austauschakku gebeten, ist ja noch in der Gewährleistung. So geht das aber nicht, es darf jeweils innerhalb von 24 Stunden nur eine Reklamation aufgenommen und bearbeitet werden. Hoffentlich gilt das nur pro Vertrag und nicht pro Mitarbeiter. Mittlerweile ist mir eigentlich alles egal, ich will nur, dass es vorbei ist. Ich habe mein altes Handy wieder aktiviert, renne nur noch mit USB-Sticks durch die Wohnung, wenn ich etwas hochladen oder per Mail verschicken will - es reicht.

In der Zwischenzeit ist allerdings mein WLAN-Router eingetroffen mit der festen Datumsangabe der Freischaltung. Dieses Mal ist es der Richtige.

Rechts oben steht das WLAN-Zeichen und daneben 4G!
Und ein bisschen ist es wie im Märchen, wenn auf einmal alles klappt und gut geht: Ich kann schließlich den neuen Akku für mein Handy bestellen, das zweite Austauschhandy wird geliefert, der Akku einen Tag später, und seit 2 Tagen haben wir eine funktionierende LTE-Verbindung ins Internet. Schnell und günstiger als alles, was wir bisher hier gehabt haben.

Und wenn ich jetzt daran denke, dass wir vor 15 oder 16 Jahren unsere ersten Handys hatten, so groß wie eine kleine Zigarrenkiste, dass die ersten Internetverbindungen über ein schleichend langsames Modem liefen und es nicht möglich war, eine E-Mail zu schicken und gleichzeitig auf dem Festnetz zu telefonieren oder dass vor 25 Jahren es noch nicht einmal gestattet war, andere Telefone als die von der Post zu benutzen, Leute, wir haben's irgendwie auch geschafft, oder?

1 Kommentar:

  1. Hallo meine Liebe!! Also wenn ich das so lese???? Das ist ja wie die "unendliche Geschichte" :-)
    Ein Glück, dass nun alles funktioniert und Du wieder mit der "Außenwelt" vernabelt bist ;-)) Ich kann nachfühlen!! Wenn's hier nicht klappt, fühle ich mich auch "allein zu Haus'". Deine Geschichten sind sehr kurzweilig!! Danke!!
    Kram och puss

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