Donnerstag, 5. Mai 2011

Dublin, 18. - 21.04. - Tag 2


Ich habe großartig geschlafen aber keine Stimme mehr! Ich krächze nur noch - mein Husten hat sich seinen Platz in meinen Bronchien und meiner Kehle erkämpft. Mal sehen, was das noch wird. Jedenfalls tut es der Stimmung keinen Abbruch und wir gehen erst mal frühstücken: Full Irish Breakfast! Es gibt ein Frühstücksbuffet  mit weißen Bohnen, gegrillten Tomaten, Rührei und allem, was sonst noch so Frühstück gehört und natürlich "black pudding"! Pudding zum Frühstück? Und schwarz? Die Lösung ist durchaus gewöhnungsbedürftig: eine Mischung aus Blutwurst und etwas, das wir in Westfalen kennen: Möpkenbrot (wird mit Graupen und Speck und Blut gemacht, beim Schlachten) und ich bin ja unerschrocken bei solcherlei. Aber irgendwie fehlte mir denn doch so der letzte Kick, also einmal probiert genügt. Ansonsten ist der Kaffee vorzüglich und so können wir in aller Ruhe den Tag planen.

Stadtplan raus und Maß genommen - zuerst wollen wir mal die Läden unsicher machen und dann, wenn wir mit Dutzenden von Tüten beladen sind, diese ins Hotel bringen, die Füße hochlegen und gegen Mittag weitermachen. Das Schöne an und in Dublin ist, dass die Einkaufsstraßen auch gleichzeitig Fußgängerzonen sind. Wir bummeln ganz gemütlich über die Henry Street mit Modegeschäften und schönen Kaufhäusern. Letztere können sich durchaus sehen lassen und brauchen den Vergleich mit z.B. dem KaDeWe nicht zu scheuen.  Und Susi wird als erste fündig, eine neue Sonnenbrille.

Der letzte Schrei sind jetzt die Schildchen an den Bügeln - das trägt man heute so...

Wir finden noch ein Oberteil, das sich ebenso leicht in die Handtasche stecken lässt und verschieben die Rückkehr ins Hotel erst einmal. Der Plan sagt, Dublin Castle ist am nächsten. Der geneigte Leser oder Leserin möge es mir nachsehen, wenn ich hier keine historischen Details auspacke - die findet man im Internet oder in jedem Reiseführer profunder als ich es wiedergeben könnte. Also Dublin Castle - ich bin wieder mal überrascht, wie schnell wir hier zu Fuß an Ort und Stelle gelangen, schließlich bin Berliner Entfernungen gewohnt und das hier sind Katzensprünge oder wie der Berliner sagt: "Schlägste zweimal lang hin, biste schon da."

Das ist eine Handwerkskammer an der Parliament Street
In den Reliefbändern sind die unterschiedlichen Gewerke dargestellt.

Der Park von Dublin Castle

Uns geht's gut!
Auf dem Weg zum Dublin Castle bleiben wir immer wieder stehen und bewundern die Häuser, einfach herrlich! Wir laufen durch immer wieder neue kleine Straßen mit schnuckeligen Geschäften und Pubs. Susi hat gestern bereits erwähnt, dass sie bei ihrem letzten Aufenthalt hier "so eine kleine Straße mit ganz vielen niedlichen Läden" gesehen hat "die war irgendwo so eine Seitenstraße" Sie ist im vergangenen Jahr mit ihrem Mann hier gewesen, sie hatten aber nicht viel Zeit, die Stadt anzuschauen. Also versuchen wir heute, die besagte Straße zu finden, Fountain Square oder Fountain Place oder so. Finden wir nicht. Macht nichts, wir gucken nachher auf den Stadtplan und wenn wir es gar nicht finden, fragen wir im Hotel.

Im Dublin Castle gibt es eine berühmte Bibliothek, in der alte Originalschriften und Bücher ausgestellt werden, die ersten Erzeugnisse der Buchdruckerkunst, Handschriften aus den Evangelien und sehr kunstvoll gestaltete Bücher aus Fernost. Leider ist die Dauerausstellung geschlossen - wär ja auch komisch - es gibt aber eine kleine Ausstellung mit Exponaten über die drei großen Weltreligionen, Christentumm, Buddhismus mit allen Spielarten und Islam. Wunderschön und sehr eindrucksvoll, 2000 Jahre alte Schriften zu lesen bzw. anzuschauen, lesen kann ich aramäisch oder das alte chinesisch ja nicht...

Wie jedes anständige Schloss hat auch Dublin Castle eine eigene Kapelle, die recht prunkvoll ist.

 Pause - unsere Füße melden ihre Ansprüche an - im Castle Café gibt es Kaffee und Kekse. Dann geht es weiter, Richtung. Christ church Cathedral und St. Patrick's Cathedral. Das Wetter ist immer noch toll, sonnig und mild und die erwähnten Kathedralen verlieren im Sonnenlicht etwas von ihrer Düsternis.

Christ Church Cathedral
Offenbar standen die beiden große Kathedralen früher miteinander in Konkurrenz, heute ist St. Patrick's die größte Kathedrale Irlands. Entsprechend eindrucksvoll ist sie. Christ Church haben wir uns geschenkt aber in St.Patrick müssen wir rein. Natürlich kostet es Eintritt hier. Das ist übrigens ein Gegensatz hier, die Museen wie die Library oder auch die National Gallery gewähren kostenfreien Eintritt, in den Kirchen kostet es Geld. Der Glaube ist den Iren lieb und besonders teuer!? Wie auch immer, ich komme hier mal wieder in den Genuss eines verbilligten Tickets, einer der Vorzüge des Alters sind Seniorentickets, tja, wer hat, der hat!

Wie bei fast allen Kirchen werde ich beim Eintreten stumm und andächtig, die Größe und Stille (trotz der vielen Besucher) dieses mächtigen Baus und die Energie umfangen mich und ich gehe langsam durch das Schiff. Und es gibt soviel zu sehen! Guckst du hier http://www.stpatrickscathedral.ie/index.aspx
oder auf einer anderen Internetseite, da gibt es bestimmt auch mehr Fotos.

Der Mosaikfußboden

Die Kirchenstühle der Adelsfamilien

An den Stühlen hängen diese kleinen Polster, die wohl als Knieschutz gedacht sind, einige Besucher schieben sie sich allerdings verschämt unter ihren Allerwertesten, die Stühlchen sind nämlich verflixt kalt.

Als wir kurz vor dem Hauptaltar stehen, fallen uns einige Frauen auf, die, einheitlich gekleidet, aus einem der hinteren Räume kommen. Weiße T-shirts unter schwarzen Trägerröcken. Sie nehmen Aufstellung vor dem Altar und plötzlich beginnen sie zu singen. Klare leuchtende Stimmen erfüllen die Kirche und ich stehe und staune und höre gebannt zu. Nach einigen Augenblicken starte ich die Videoaufnahme, um diese Momente auch im Ton festzuhalten. Ich habe eine dicke Gänsehaut und merke vor lauter Begeisterung nicht, dass ich aus Versehen die Aufnahme gestoppt habe. Nun ja, es gibt einen kleinen Eindruck von der Magie des Augenblicks. Sollte es zumindest geben, aber:

An dieser Stelle sollte das Video sein, das stößt aber auf technische Schwierigkeiten

Also nur ein Foto, vielleicht schaff ich das mit dem Video noch.
St.Patrick's liegt auch wunderschön, auf der einen Seite gibt es einen herrlichen Park, auf der anderen eine kleine sehr ruhige Straße: 



Wieder draußen, überlegt Susi mal wieder, wo denn bloß diese kleine Straße "in der wir damals waren" zu finden sei. Stadtplanbesichtigungen haben noch immer nichts ergeben. Wir wandern weiter, diese kleine Straße oben führt ins Zentrum zurück. Wir finden eine Art Markthalle mit hinreißenden Geschäften und Restaurants und gebaut wie ein Schloss oder mindestens ein Rathaus.

Die irische Art Mall
Ich bin in Gedanken damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie wir diese kleine geheimnisvolle Sraße finden können, da stubst Susi mich: "Mensch, das war ja gar nicht hier!" "Was war nicht hier?" "Der Fountain Square! Das war in Belfast!" Aha!!! Und das, wo ich kurz davor gewesen war, mich beim irischen Tourismusverband darüber zu beschweren, dass der Stadtplan von Dublin wohl unvollständig sei. Da haben die aber noch mal Glück gehabt...

Nach einem späten Mittagessen  mit Guiness und Kaffee bummeln wir gemütlich wieder ins Hotel zurück. Ausruhen, den Füßen gut zureden und sie versöhnlich stimmen, damit sie morgen noch mal mitmachen, ein Whiskey in der Bar und ab ins Bett. Bis morgen!



1 Kommentar:

  1. Liebste Barbara - wie schön, Deinen Bericht zu lesen. Ich erkenne einige Ecken wieder und kann Deine Gefühle in St. Patricks gut nachvollziehen. Wäre das nicht mal ein Ziel für die "Elfen"??? Und immer wieder bringst Du mich zum Schmunzeln! Bin gespannt auf den nächsten Teil.

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