Freitag, 4. März 2011

Ab in die Maske

Nun ist das mit Fotografiert werden ja so eine Sache - entweder frau ist nicht richtig geschminkt oder der Fotograf ist nicht der passende, oder die Kamera macht mal wieder nicht das, was ich will - der Möglichkeiten, ein Aschenbrödelfoto zu bekommen, sind viele. Und ich möchte doch unbedingt ein neues Foto auf meine Homepage haben! Und auf dem will ich einerseits so aussehen, wie ich bin, andererseits aber auch vielleicht ein  bisschen schöner und leuchtender, nicht jünger als ich bin aber auch nicht so alt, wie ich bin - wir suchen also mal wieder die eierlegende Wollmichsau.

Auf meiner Suche nach einem Fotografen oder Fotografin fällt mir das Angebot einer großen Parfümeriekette ins Auge, wo professionelles Schminken und Fotgrafieren angeboten werden, zu einem, wie mir scheint, angemessenen Preis. Ich vereinbare einen Termin, die Mitarbeiterin zeigt mir ein paar Beispielfotos, die mir ganz gut gefallen und ich freu mich schon mal auf ein schickes neues Konterfei.

Ich finde mich also pünktlich im Geschäft ein, welches sich in einer Ladenpassage befindet. Vor dem Eingang ist eine Fotokulisse aufgebaut, darum herum zwei Schminkplätze und eine große Computeranlage mit zwei Bildschirmen, auf denen die bereits geschossenen Fotos den Kundinnen - sind ausschließlich Frauen, wie ich sehe - gezeigt werden. Es stehen große Lampen vor der Kulisse, einer Art Chaiselongue mit vielen bunten Kissen vor einer Fotowand mit blauem Himmel und weißen Wolken. Ziemlich viel los hier...

Auch im Geschäft sehe ich zwei Schminkplätze und zwei Plätze für den Hairstylisten. Ich bekomme von der Mitarbeiterin meinen Beautypass, in den die Visagistin dann die Produkte eintragen soll, die sie für mich angewandt hat. Dann darf ich bei einem Kaffee erst mal warten. Das Angebot hat offensichtlich nicht nur mich angesprochen, alle Schminkplätze sind besetzt, mit mir warten noch zwei Frauen auf die Betonung ihrer natürlichen Schönheit. Aber es dauert nur ein paar Minuten, bis eine zierliche, sehr hübsche und perfekt zurechtgemachte Blondine mit einem raffinierten Kurzhaarschnitt mich auf einen der Schminkstühle dirigiert. Sie ist eine echte Werbung für alles, was dort passiert.

Und dann folgt der erste Teil dessen, was dann insgesamt zweieinhalb Stunden dauern sollte. Ich werde mit kritischem und offenbar sachkundigen Auge betrachtet, nach den Produkten befragt, die ich sonst so benutze - ich bin natürlich ungeschminkt erschienen - und  "meine" Visagistin erklärt mir, was sie mit meinem Gesicht anzufangen gedenkt. Wir suchen gemeinsam die Farben aus und nach ein paar Tests, während derer mir die unterschiedlichen Töne nebeneinander aufgetragen werden, gibt es die Grundierung, dann losen Puder. Ganz so, wie ich es sonst auch selber mache. Der Unterschied ist allerdings der, dass jetzt mit einem kleinen Pinsel gearbeitet wird und Partie für Partie aufgestrichen wird. Die Zeit vergeht. für das Augen-Make-up bekommt die Augenpartie eine spezielle Fixierung, damit das besser hält. Cool, ich nehme sonst einfach etwas flüssiges Make-up und Puder darüber aber das hier ist augenscheinlich der Roll's Royce unter den Fixierungen.

Und jetzt die Farben für meine Augen. Ich bin doch so pingelig mit meiner herbstlichen Farbpalette! Nun lass ich schon mal jemand Fremdes an mein Gesicht, und dann soll ich ihr auch noch die Farbwahl und die Art der Verteilung überlassen? Ich entspanne mich, schließlich werde ich liebevoll und vorsichtig bepinselt. Es gibt dunkelbraun und helle Reflexe und Lichtpunkte und schwarzen Kajal und Wimperntusche von unten nach oben und ein wenig nervös werde ich doch schon wieder. "Wollen Sie einen richtig roten Lippenstift?" Jetzt ist auch schon alles egal: "Bitte machen Sie nur." Was auch passiert, es wird auf jeden Fall interessant. Zwei Lippenstifte, mit deren Farben man einen Leuchtturm erhellen könnte, werden auf Handrücken ausprobiert und ans Gesicht gehalten. Es wird weiter gepinselt, Konturen, Oberlippe, Unterlippe, ausmalen, wegtupfen, fertig. Noch ein paar Tupfer Concealer hierhin und dorthin und dann bin ich wohl fertig.

Sie lehnt sich ein bisschen zurück und betrachtet mich mit einem Gesichtsausdruck, den ich irgendwie nicht deuten kann.  "So, jetzt der Spiegel." "Oh nein, das bin nicht ich!" "Das sagen hier fast alle." Aha, das ist es also. Immerhin war das ja auch das, was ich wollte, verborgene Vorzüge entdecken und das, was nicht schön ist, schöner machen. Und dass es so anders ist... Nun kommentiert auch noch eine Kollegin: "Das passt toll zu Ihren Augen!" Jetzt bin ich doch unsicher, ich bin so fremd in meinem Gesicht. "Wenn Sie nachher die Fotos sehen, glauben Sie es auch." Gut, abenteuerlich ist es alle Mal und nun soll es auch sein.
Die Hairstylistin macht Gott sei Dank nicht mehr viel, etwas Gel und ein fettes Kompliment für meine Leib- und Magenfriseurin Ida: "Das ist perfekt, da braucht man nichts mehr zu machen." Das versöhnt mich zunächst mal wieder mit der Situation.
Das Fotografieren nimmt den kleinsten Teil der ganzen Geschichte ein, die Fotografin ist sehr routiniert, schnell und klar in ihren Anweisungen, ich drehe mich mal so und anders, mit Sonnenbrille und ohne, hierhin gucken und dorthin, lächeln, ja so ist es gut. Das macht Spaß und ich vergesse mein Gesicht und meine Zweifel. Und dann sehe ich die Fotos auf dem großen Bildschirm und das hier ist daraus geworden und ich finde es schön:


Und dieser Lippenstift!!!


Ob es für die Homepage passt, habe ich noch nicht entschieden, aber ich erkenne mich wieder und ich gefalle mir.

1 Kommentar:

  1. Also ich habe Dich trotzdem erkannt ;-)) Dein ICH war sehr deutlich zu sehen!!!!!!
    Ich glaube, für Fotos ist so ein Make up bestimmt ganz toll. Ob es auch für den Alltag tauglich ist??? Den Lippenstift finde ich auch super.
    Alles in Allem ein super Ergebnis - Gratulation!!

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